Full text: Vorlesungen über die Experimentalphysik (Zweiter Theil)

Vom Stoffe der Warme. 49 
gehen, so wird der Warmestoff in sehr be 
trächtlicher Menge befreyet. 
Aus der Erfahrung gezogene Beweise hiervon, werde ich bey 
Abhandlung der Eigenschaften der verschiedenen 
luftförmigen Flüssigkeiten geben. 
§. 662. In allen Fällen überhaupt, wo durch eine Zer 
legung oder Verbindung eines Körpers mit einem an 
dern, seine Natur so verändert wird, daß er etn/e spe 
cifische Wärme erhält, die von der, welche er erst hatte, 
verschieden ist, muß Wärmestoff entbunden, oder ge 
bunden werden; der erste Fall wird stattfinden, wenn 
der Körper durch seine veränderte innere Mischung einen 
solchen bildet, der weniger specifische Wärme hat, als 
' zuerst; der zweyte Fall hingegen, wenn der Körper durch 
die erlittene Veränderung einen solchen bildet, der mehr 
specifische Wärme, als zuvor hat. Diese Entbindung 
oder Bindung des Wärmestoffs muß ebenfalls erfolgen, 
wenn ein Körper ohne Veränderung seiner Bestandtheile 
oder Mischung, seinen Aggregatzustand verändert, wie es 
durch das vorhergehende bewiesen ist. 
§. 66g. Weil alle Körper, die wir- mit unsern Sin 
nen fassen können, schwer sind (§. 228), das heißt ein 
Bestreben haben, sich von oben nach unten zu bewegen, 
so hat man daraus geschlossen, daß der Wärmestoff, als 
Materie, ebenfalls schwer seyn müsse; die Richtigkeit 
dieses bloß annalogischen Schlusses seht zum voraus, daß 
die Schwere eine allgemeine wesentliche Eigen 
schaft der Materie ist, welches nicht erwiesen werden 
kann. 
§.664. Hatte der Wärmestoff eine Schwere, so 
wüste die eigenthümliche Schwere der Körper, in wel 
che der Wärmestoff im gebundenen Zustande angehäuft 
wird, zunehmen, die specifische Schwere der Körper 
hingegen, durch Verminderung des gebundenen Wär 
mestoffs abnehmen, welches aber gegen die Erfahrung 
ist, die vielmehr gerade das Gegentheil beweist, nehm 
lich daß Körper durch den, in ihnen angehäuften ge- 
D bunde-
	        
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