34
Besondere Naturlehre.
Abdünsten Kochsalz aus dem Seewasser, welches ins
gemein Boy salz genannt wird.
§. 1876. Den Grund der Bitterkeit des Meerwas
sers suchte man ehedem in einem beygemischten Erdharze
oder Bergfette, welches Marsigli von den, im Grun
de befindlichen Steinkohlen herleitete und sogar den Ge
schmack des Seewassers durch 46£- Loth Wasser, ii Loth
Kochsalz und 48 Gran flüchtigen Steinkohlengeist nach
zuahmen suchte. Ans diesem Grunde hielt man es auch
für unmöglich, ihm diese Bitterkeit ohne Zusatz einer-
fremden Materie zu benehmen. Allein Bergmann
und Mac quer haben nach den genauesten Versuchen
keine Spur von Bergfett darin gefunden. Der erstere
erhielt aus einer schwedischen Kaline Seewasser, 2 Unzen
und 432 Gran Kochsalz, 38o Gran Bitterkochsalz und
45 Gran Gips. Nach allen Versuchen bleibt nach dem
Anschiessen des Salzes eine dicke Lauge übrig, in welcher
noch Salzsäure, weisse Magnesia, Glaubersalz und ft-
lenitische Theile stecken.
§. 1877. Da alle diese Theile nichts flüchtiges ent
halten, sondern beym Ausdünsten des Wassers zurück
bleiben, so kann man durch die Destillation das See-
wasser trinkbar machen, zu welchem, für die Seefahrer-
wichtigen Behuf, Lind in England eine fehr bequeme
Methode angab. Nach seinen Vorschriften erfand Ir-
wing eine ganz einfache Destillationsmafchine.
§. i878. Ueber die Ursache der Salzigkeit des See
wassers sind die Meinungen sehr getheilt gewesen. Die
Scholastiker leiteten sie,nach dem A r i st 0 t e l e 6 von der
Wirkung der Sonne und den Ausdünstungen des trockenen
Landss her, die mir dem Regen ins Meer fielen. Wenn
dieses wäre, so müßte das Meer, der Erfahrung zuwi
der, oben salziger, als in der Tiefe, seyn. Halley
glaubte, das Salz komme aus den Flüssen. De M al
so n-Nenve leitet es ebenfalls von den Flüssen her,
worin