42
Besondere NaLurlehre.
höchsten Gebürge, z. B. die Alpen in Europa, auf wel
chen die Donau, die Rohne, der Rhein und der Po ent
springen, während der sechs Wintermonale mit hohem
Schnee bedeckt sind, wobey diese Entstehung der Quellen
nicht statt findet und die Flüsse versiegen müssen, da doch
die vier genannten Ströme den ganzen Winter hindurch
keinen Mangel am Wasser haben. Allein de Luc
hat gezeigt, daß diese grossen Ströme im Winter in der
That weit schwacher, als im Sommer sind, dahingegen
die Seine, die ihr Wasser aus niedrigen Quellen und
größtentheils durch den Regen erhält, im Winter weit
mehr, als im Sommer, anschwillt.
§. 1924. In den hohen Gebürgen hören die mei
sten Bäche im Winter auf zu fliesten, die Quellen neh
men ab und vertrocknen zum Theile und die Gletscher ge
ben nur eine geringe Menge Wasser, welches, durch die
Wärme des Bodens, nach und nach von dem untern
Theile des Eises abschmilzt. Mit der Rückkehr des
Frühlings schmilzt der Schnee am Fusse der Gebürge
und die untern Bäche entspringen wieder; wenn aber die
Sonne vollends ihren höchsten Grad erreicht, so sieht
man aus allen Seiten Bache und Wasserfälle, die ans
den unerschöpflichen Eisklmnpen den ganzen Sommer hin
durch mit gleicher Stärke unterhalten werden und die
Flüsse anschwellen. Die Rhone steigt auch regelmässig
vom März bis zum August und fällt eben so in den Win-
kermonaten.
§. 1905. Die Phänomene widerlegen nun zwar die
gemachte Einwendung) scheinen aber doch die Verdich
tung der Dünste an den Bergen wenigstens nicht als un
nüttelbare Ursache der Quellen anzugeben.
§. 1906. Ein anderer Einwurf gegen Halley's Er
klärung ist von der Menge der Quellen hergenommen,
die fern von den hohen Gebürgen am Fusse niedriger Hü
gel entspringen. Es erhellet aber schon aus dem vorigen,
» daß