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Feld und Bewegung einzelner Elektronen
§ U
2 • 10 ~ 13 cm finden; er ist in der Tat klein gegen die Impuls
breite der Röntgenstrahlen. Wir dürfen also ohne Bedenken
ihrer Theorie die obigen, auf der Annahme der Punktladung
fußenden, Formeln zugrunde legen.
Wir setzen voraus, daß die verzögerte Bewegung des Elek
trons eine geradlinige ist. Dann gilt, für die Intensität der
unter einem gewissen Azimut rp gegen den Kathodenstrahl
entsandten Röntgenstrahlung, die auf longitudinale Beschleuni
gung bezügliche Formel (78). Durch Integration über die Ein
heitskugel, unter Berücksichtigung der vom Azimut abhängigen
•Impulsbreite, folgt nach (78 a)
(83)
Diese Formel bestimmt die Gesamtenergie der in der Se
kunde entsandten Bremsstrahlung; der Integrand läßt
erkennen, in welcher Weise die Energie über die Elemente der
Einheitskugel verteilt ist; die Verteilung ist natürlich sym
metrisch zum erregenden Kathodenstrahle.
Die Wellenstrahlung eines geradlinig gebremsten
Elektrons ist vollständig polarisiert. Das geht aus
Gl. (77 b) hervor, der zufolge der elektrische Vektor (S der
Welle in der durch 91 und ü bestimmten Ebene, und zwar
senkrecht zum Fahrstrahl r, liegt (vgl. Abb.4, S. 99); da t) und ö
dem Kathodenstrahl, r dem Röntgenstrahl parallel ist, so ist
(vgl. Gl. (77 a)) die Ebene durch 91 und ö die durch den er
regenden Kathodenstrahl und den erregten Röntgenstrahl be
stimmte; in ihr liegt also der elektrische Vektor (£, der magne
tische § steht senkrecht auf ihm, und beide sind der Wellen
front parallel. Nun treten zwar bei der experimentellen Unter
suchung die Polarisationsverhältnisse nicht rein hervor, weil
sich der polarisierten Bremsstrahlung, wie in § 3 erwähnt, eine
unpolarisierte Eigenstrahlung der Antikathode überlagert. Im
merhin hat sich das Vorhandensein einer partiellen Polarisation
in dem soeben angegebenenen Sinne feststellen lassen 1 ); die
1) Zu den experimentellen Forschungsergebnissen vgl. R. Pohl, Die
Physik der.Röntgenstrahlen. Braunschweig 1912.