y-Strahlen
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§ 15
Nun gibt es aber in der ß- Strahlung der Radioelemente
negative Elektronen, deren Geschwindigkeiten derjenigen des
Lichtes nahe kommen; auch treten dabei die y-Strahlen auf,
die man als Röntgenstrahlen sehr geringer Impulsbreite be
trachten kann (vgl. § 3). Es liegt nahe, sich vorzustellen, daß
bei der Explosion der radioaktiven Atome die Elektronen wie
Projektile fortgeschleudert werden, wobei jedes Elektron einen
y-Strahl entsendet. Dann würden die obigen Ergebnisse Sommer
felds ohne weiteres auf die ^-Strahlen Anwendung finden, und
deren eigentümliche Struktur erklären.
Nach E. Rutherford 1 ) soll indessen der Vorgang ein ver
wich elterer sein. Das Elektron des ß-Strahles soll auf dem
Wege durch das Atom mehrmals einen ^-Strahl entsenden, und
diese y-Strahlen sollen nicht der „Bremsstrahlung“, sollen der
„Eigenstrahlung“ entsprechen. Diese Auffassung erklärt auch
das diskontinuierliche Geschwindigkeitsspektrum der /3-Strahlen.
§ 15. Die Rückwirkung der Strahlung auf ein bewegtes
Elektron.
Wir stellen uns in diesem Paragraphen die Aufgabe, die
Rückwirkung, welche die entsandte Wellenstrahlung auf das
entsendende Elektron ausübt, in allgemeiner Weise zu ermitteln.
Wir betrachten dabei eine Bewegung des Elektrons, deren Ge
schwindigkeit bis zur Zeit ti gleichförmig und geradlinig war,
sodann im Zeitintervalle von t[ his t% nach Betrag und Richtung
in beliebiger, aber stets in den Gültigkeitsbereich der Be
dingung (63 b) fallender Weise abgeändert wurde, und sodann
von ¿2 an wieder gleichförmig und geradlinig ist. In dem
Zeitintervalle t[<t' <.t2 wird das Elektron eine gewisse Energie
und Bewegungsgröße in den Raum hinausgesandt haben. Die
entsandte Energie ist, nach (82b)
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1) E. Rutherford, Radioactive substances and their radiations. Cam
bridge 1913. S. 610.