Full text: Elektromagnetische Theorie der Strahlung (2. Band)

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Die Wellensfcrahlung einer bewegten Punktladung 
von der Elektronentheorie umfaßten Vorgänge, in mehrfacher 
Hinsicht von Wichtigkeit. Erstens kann man auf Grund dieser 
Kenntnis sich ein Urteil darüber bilden, inwieweit es gestattet 
ist, bei einer ungleichförmigen Elektronenbewegung die Energie 
und die Bewegungsgröße als vom bewegten Elektron mit 
geführt anzusehen. Bei einer stationären geradlinigen Bewe 
gung ist das stets gestattet; diese stellt eine reine Konvektions 
strahlung dar. Die ungleichförmige Bewegung ist keine reine 
Konvektionsstrahlung, ein Teil der Energie und Bewegungs 
größe wird dabei in Wellenstrahlung verwandelt. Bei wenig 
beschleunigten „quasistationären“ Bewegungen kommt jedoch 
die ausgestrahlte Energie und Bewegungsgröße gegenüber der 
mitgeführten kaum in Betracht; sie kann bei manchen Auf 
gaben, z. B. bei der Ermittelung der Beschleunigung und Ab 
lenkung der Elektronen durch äußere Felder, ganz vernach 
lässigt werden. Wann diese Vernachlässigung gestattet ist und 
wann nicht, das kann man erst dann beurteilen, wenn man die 
ausgestrahlten Anteile der Energie und der Bewegungsgröße 
kennt. 
Treffen die im Kathodenstrahle bewegten Elektronen auf 
die Antikathode, so werden sie gebremst, und entsenden dabei 
eine Wellenstrahlung. Diese „Bremsstrahlung“ bildet einen Be 
standteil der von der Antikathode ausgehenden Röntgenstrahlen 
(§ 3). Die Beziehung zur Theorie der Röntgenstrahlen, auf die 
wir am Schlüsse des Paragraphen zurückkommen, verleiht diesen 
Entwickelungen ebenfalls ein gewisses Interesse. 
Drittens aber ist die Kenntnis der allgemeinen Gesetze der 
Wellenstrahlung einer beschleunigten Punktladung für die Optik 
bewegter Körper von Bedeutung. Wir haben in § 9 ein elektro 
magnetisches Modell des ruhenden lichtaussendenden Moleküles 
kennen gelernt; wir haben angenommen, daß es aus einem 
ruhenden positiven und einem schwingenden negativen Elektron 
besteht, und gezeigt (§ 10), daß die normale Form des Zeeman- 
Effektes durch dieses denkbar einfachste elektromagnetische 
Modell erklärt wird. Hat man es nun mit einem bewegten Mole 
kül zu tun, so wird man in Verfolgung jener Vorstellung ein
	        
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