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die aktive Masse durch eine andre Einheit aus wie die passive; näm
lich jene durch das Gewicht, diese durch die Masse eines Kubikzenti
meters Wasser; und da diese Einheiten sich ebenso zueinander ver
halten wie die auszudrückenden Größen, kommt man zu dem Er
gebnis, daß das Gewicht eines Körpers durch dieselbe Zahl ausge
drückt wird wie die Masse, wenn wir also die Beobachtung machen,
daß (nach Beseitigung des Luftwiderstandes usw.) alle Körper,
schwere und leichte, gleich schnell fallen, so müssen wir daraus den
Schluß ziehen: Träge und schwere Masse sind einander gleich. Daß
dem wirklich und allgemein so ist, hat noch in neuerer Zeit der un
garische Physiker Eötvös mit den allerfeinsten Beobachtungsmethoden
bestätigt. Es ist das ein für uns überaus wichtiges Ergebnis, und
das um so mehr, als es uns bis auf weiteres durchaus rätselhaft er
scheint: zwei Größen, die so ganz verschiedenartig definiert und ein
geführt wurden, die eine kinetisch, die andre statisch, sind trotzdem
tatsächlich identisch. Es wird offenbar erforderlich sein, hierauf
später zurückzukommen, um den Schleier dieses Geheimnisses zu
lüften.
Jetzt können wir unsere Betrachtungen und Beobachtungen im
schwebenden Kasten und im Eisenbahnzuge erst recht würdigen.
Eben, weil alle Körper gleich schnell fallen, unterscheidet sich meine
Beobachtung in dem ruhenden, aber durch gravitierende Massen
beeinflußten Kasten in nichts von dem im leeren Raume beschleunigt
fortschreitenden Kasten. Und wenn ich, im Salonwagen des Eisen
bahnzuges stehend, bei plötzlicher Beschleunigung seiner Fahrt nach
rückwärts falle, so kann ich ebensogut annehmen, daß mein Zug
seine gleichförmige Fahrt fortsetzt (oder gar in Ruhe verharrt),
wenn ich dafür im ganzen Raum ein gleichförmiges Kraftfeld an
nehme.
Freilich werden wir gut tun, unsere Vorstellung von der Gravi
tation nunmehr grundsätzlich umzugestalten, wir wollen sie nicht
mehr, wie Newton das tat, als eine mystische Zernwirkung auffassen,
wir wollen den Sitz der Kraft nicht mehr in die einzelnen Körper