72
in der Luft, sich in sogenannten Längswellen ausbreitet, die mit
Verdichtungen und Verdünnungen verknüpft sind, sondern in Tuer-
wellen, die mit Ausbiegungen nach der Seite, also mit wirklichen
Bergen und Tälern, verknüpft sind (das folgt aus der Tatsache der
Polarisation des Lichts, die eine „Seitlichkeil" seines Verhaltens fest
stellt). Solche Huerwellen sind aber im Innern von Gasen und
Flüssigkeiten wegen ihrer vollkommenen Nachgiebigkeit ausgeschlossen
und nur bei festen Körpern (z. L. im Innern der Erde bei den Erd
bebenwellen) möglich. Und dann die uns hier besonders angehende
Krage, ob der Äther, der in einem ruhenden Medium natürlich auch
seinerseits ruht (von den kleinen Lichtschwingungen abgesehen), auch
dann noch in Ruhe bleibt, wenn sich das Medium fortbewegt, oder
ob er an seiner Bewegung teilnimmt. Im ersteren Kalle müßte sich
bei den optischen Erscheinungen in einem fortschreitenden Medium
eine Art von „Ätherwind" bemerklich machen, grade wie man in
einem offenen ñuto den Luftwind verspürt; in beiden Vergleichs
fällen einen lvind, den man als „Relativwind" bezeichnen kann,
weil es nicht die Luft bzw. der Äther ist, der sich bewegt, sondern
das ñuto bzw. das Medium; aber relativ zu ñuto bzw. Medium
bewegt sich eben die Luft bzw. der Äther nach hinten, und das ist
im Effekt ganz dasselbe. Nun sind ja oben nur die beiden Extreme
herausgehoben, der vollständig ruhende und der vollständig mit
bewegte Äther; er könnte ja auch zum Teil, d. h. mit geringerer Ge
schwindigkeit mitgenommen werden, etwa wie die Luftschichten um
das ñuto herum: die Nächstliegenden werden stark, die etwas weiteren
schwach und die ganz entfernten gar nicht mehr mitgenommen.
Eine Schwierigkeit grundsätzlicher Art erhebt sich freilich bei der An
nahme des ruhenden Äthers: welches ist denn das Bezugssystem,
gegenüber dem er ruht? Die Erde ist es gewiß nicht, und auch die
Sonne ist ungeeignet, weil sie auch ihrerseits eine Eigenbewegung
hat; es bleibt nur der absolute Raum übrig, und den gibt es doch
für uns gar nicht. Ein absolut ruhender Äther hat also gar keinen
klaren Sinn.