Einleitung.
„Mrjdelg äyswfJ-STQTqzog slaixco
,uov trjy oveyrjv“.
„Kein der Geometrie Unkun
diger trete unter mein Dach“.
Platon.
Als Kepler sich um die Auffindung- seiner weltbewegefiden
Gesetze bemühte, mag er seinem Werke wie ein Künstler gegenüber
gestanden sein, der mit scharfem Auge und sicherer Hand das Antlitz
der Natur im Bilde festhält. Sein Ruhm ist die getreue und klare
Wiedergabe des mit begnadetem Blick Geschauten. Er fragt zunächst
nicht, warum Natur gerade solche Formen schuf. Da kam ein anderer,
es war Newton, der den Wunderbau der Keplersehen Gesetze sah
und dem die bloße Kenntnis ihrer Formen nicht genügte, der wissen
wollte, warum denn all dies so geschehe und nicht anders. Er fand
die Lösung in der Schwerkraft (Gravitation), deren Wirksamkeit
er von der Erde auf den gesamten Weltraum übertrug und deren
Stärke er messen lehrte. Heute ist sein Gravitationsgesetz Gemeingut
aller Gebildeten geworden. Es stellt einen Markstein in der Ent
wicklung der Physik dar. Newton hat das gesetzmäßige Neben-
und Nacheinander, das Kepler in seinen Gesetzen zum Ausdruck
gebracht, in ein ursächliches Auseinanderfolgen verwandelt. Er hat
auf dem Wege der Kausalität in der allgemeinen Gravitation
die einheitliche Grundursache erkannt, die den Himmelskörpern ihre
Bahnen anweist.
Und nun eine andere Frage. Ein jeder von uns hat auf der
Schulbank die Geometrie Euklids gelernt und, wenn er auch den
Namen des hellenischen Mathematikers vergessen haben mag, so sind
ihm doch dessen Elemente in Fleisch und Blut übergegangen, daß
er sich ihrer ganz unbewußt bedient. Wer sollte da denken, daß
Geometrie, die schon seit Jahrtausenden betrieben wird, noch ein
Bauer, Einführung. 1