Full text: Einleitung in die höhere Optik

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Erste Abtheilung. Siebentes Capitel. 
laufen hat, bei s' wieder in die Luft tretend, in zwei divergi- 
rende Bündel paralleler Strahlen s'S x und s'/S 2 > die beide auf 
der Kante Je senkrecht stehen. Zwischen der Helligkeit bei 
der Bündel vermag das Auge keinen Unterschied festzustellen. 
Mittelst eines Kalkspathes untersucht, erweisen sich beide Bün 
del geradlinig polarisirt, und zwar steht die Oscillationsrichtung 
des Bündels s' S 2 , welches am Wenigsten von der ursprünglichen 
Richtung der Strahlen abgelenkt ist, auf der brechenden Kante 
Je, also auch auf der Hauptaxe des Krystalles senkrecht, während 
die Schwingungen des am stärksten abgelenkten Strahles s'S x mit 
dieser Richtung parallel sind. Polarisiren wir das auffallende 
Licht durch einen Kalkspath, so erscheint nur das Bündel S lf 
oder nur das Bündel S 2 , jenachdem die Polarisations - Ebene des 
einfallenden Lichtes auf Je senkrecht steht, oder damit parallel ist. 
Bei jeder anderen Lage dieser Ebene erscheinen beide Bündel; ihre 
Helligkeit ist gleich, wenn jene Ebene unter 45° gegen die Axe des 
Krystalls geneigt ist. Wächst der Neigungswinkel, so wird aS x heller, 
*S 2 dunkler; nimmt' er ab, so wird umgekehrt S 2 heller, S x dunkler. 
Der Brechungsquotient der Strahlen /S x und S 2 bleibt unver 
ändert, welches auch der brechende Winkel des Prisma’s sein, 
und wie auch die auf der Axe senkrechte Richtung ss' übrigens 
im Krystalle liegen mag. Dabei folgen auch noch beide Strah 
len, als Fortsetzung des einfallenden gedacht, den Brechungs 
gesetzen, wie sie sich bei isotropen Mitteln offenbaren. Malus, 
ein französischer Physiker, der Entdecker der Polarisation, be 
stimmte die Brechungsquotienten beider Strahlen für Licht von mitt 
lerer Brechbarkeit; er fand für den Strahl /S x die Zahl s = 1,55817 
und für den Strahl S 2 co — 1,54843. Für Licht von einer ande 
ren Brechbarkeit ändern sich die Werthe von co und s; beide 
werden grösser für violettes, kleiner für rothes Licht. 
Aus allem Diesem ziehen wir den Schluss, dass sich in einem 
Bergkrystalle senkrecht zu seiner krystallographischen Hauptaxe 
nur geradlinig polarisirte Strahlen fortpflanzen. Die Polarisa 
tions-Ebene der einen von diesen ist mit der Axe parallel, und 
ihre Geschwindigkeit im Krystalle ist wenn v die Geschwin 
digkeit des Lichtes in der Luft bedeutet; diese Strahlen bilden 
das Bündel S 2 . Die Polarisations-Ebene der anderen Strahlen
	        
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