Full text: Einleitung in die höhere Optik

150 Erste Abtheilung. Achtes Capitel. 
verhältniss und Lage und im Sinne der Drehung änderen. Auf 
diese Weise eliminirt sich die letzte willkürliche Annahme, dass 
die Oscillationen nur geradlinige seien, und bildet sich die nur im 
Noth wendigen beschränkte allgemeine Vorstellung von der Be 
schaffenheit des natürlichen Lichtes. 
Als willkommene Stütze für diese Annahme stellt sich der 
experimentelle Nachweis hin, dass auch aus der Aufeinanderfolge 
elliptischer Oscillationen dadurch unpolarisirtes Licht hergestellt 
werden könne, dass man die Bahn mit gleichförmiger Geschwin 
digkeit innerhalb einer sehr kurzen Zeit durch alle möglichen Azi- 
muthe herumdreht. Dove hat ihn ebenfalls geliefert. Erbefestigte 
vor den rotirenden Kalkspath senkrecht zur Rotations - Axe ein 
Glimmerblättchen, das einen Phasenunterschied von 1 j 4 A hervor 
brachte. Das aus dem Kalkspathe kommende Licht wird so in 
elliptisch polarisirtes verwandelt, dessen Bahn je nach der Lage 
der Hauptschnitte des Glimmers gegen den des Kalkspathes ihre 
Gestalt und Drehrichtung ändert. Rotirten nun Kalkspath und 
Glimmer mit gleichförmiger Geschwindigkeit, so verhielt sich das 
durchgegangene Licht, wie es auch polarisirt sein mochte, wie 
unpolarisirtes, so lange seine Dauer in dem erforderlichen Ver 
hältniss zur Umdrehungszeit stand. 
Wir ziehen aber aus dem Vorhergehenden noch folgende 
wichtige Sätze: 
1) Ein Strahl natürlichen Lichtes kann betrachtet werden als 
die Resultante zweier Strahlen unpolarisirten Lichtes mit geradlini 
gen Oscillationen, deren gleiche Strecken zusammenfallen. 2) Ein 
Strahl unpolarisirten Lichtes verhält sich in der Erscheinung so, 
als ob er aus lauter gleichen, geradlinigen Oscillationen bestände, 
von denen gleichviele in jedem möglichen Azimuthe der Reihe 
nach und so stattfinden, dass der Uebergang von einem Azimuthe 
zum andern in gleicher Richtung und in gleich grossen Sprüngen 
stattfindet. Wir wollen einen Strahl von dieser fingirten Beschaf 
fenheit regulär nennen. 
Die beiden Strahlen, in welche sich natürliches Licht beim 
Eindringen in einen Kalkspath, oder den Bergkrystall, oder ein 
Glimmerblättchen spaltet, setzen sich zu einem neuen Strahle zu 
sammen, der, wie das natürliche Licht, keine Seitlichkeit zeigt, 
auch nicht mittelst des Compensators in geradlinig polarisirtes
	        
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