170
Erste Abtheilung. Zehntes Capitel.
Lichtarten fordert aber schon ihr Verhalten vor dem Compen
sator, wenn wir auch nicht zu ihrer Enstehung zurückgehen
und aus dieser ihre Verschiedenheit ableiten wollten. Das
elliptisch polarisirte Licht nämlich lässt sich, wie gezeigt wurde,
mittelst desselben in geradlinig polarisirtes verwandeln; diese
Eigenschaft geht dem theilweise polarisirten Lichte
ab. So sehen wir denn die Auscheidung dieser Lichtart von
allen bis jetzt erörterten gerechtfertigt und erheischt.
Um, was jetzt die nächste Aufgabe sein soll, über die We
senheit des theilweise polarisirten Lichtes Aufschluss zu gewin
nen, wollen wir seine Entstehung in einem besondern Falle be
trachten, der uns gleichzeitig ein neues Mittel, dasselbe herzu
stellen, kennen lehrt.
Aus einem Rauchtopase, der braun gefärbten Varietät
des Bergkrystalles, stelle man sich eine dicke Platte her, deren
Flächen mit der krystallographischen Hauptaxe parallel laufen.
Senkrecht auf sie werde ein Strahlenbündel homogenen natür
lichen Lichtes gerichtet; der Theil desselben, welcher aus der
Platte wieder herausdringt, verräth die theilweise Polarisation,
und zwar ist die Richtung der letzteren mit der Krystall-Axe
parallel. Die Bilder der dichroskopischen Lupe erreichen näm
lich bezüglich das Maximum und Minimum der Intensität, wenn
ihre Verbindungslinie jener Axe parallel oder auf ihr senkrecht
ist, und in dem ersten Falle erscheint das Bild 0 in dem Maxi
mum der Helligkeit. Der Rauchtopas zeigt genau dieselben
Brechungs - Verhältnisse wie der Bergkrystall. Unsere Platte
spaltet also, wie eine gleich dicke und nach derselben Richtung
geschnittene Platte von Bergkrystall es thun würde, die auffallen
den Oscillationen in zwei Reihen linearer Oscillationen o und e,
von denen diese mit der Krystall-Axe parallel sind, während
jene auf ihr senkrecht stehen. Ein bemerkenswerther Unterschied
beider Mineralien besteht aber darin, dass der Rauchtopas über
haupt das durchgeschickte Licht mehr schwächt als der Berg
krystall, und dass er im Besondern die Intensität der Schwingun
gen e in grösserem Maasse schwächt als die der Schwingungen
o. Wir überzeugen uns hiervon unmittelbar, indem wir die Platte
vor das Auge halten und durch die dichroskopische Lupe nach
einer Quelle natürlichen Lichtes, z. B. nach einer hellen Wolke,