Full text: Einleitung in die höhere Optik

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Zweite Abtheilung. Erstes Capitel. % 
Da wir dem Aether eine so geringe Dichtigkeit zuzuschreiben 
genöthigt sind, dass sein Gewicht gegen das der übrigen Körper, 
welche in unsere Sinne fallen, verschwindet, so werden wir uns auch 
weiter den “Zustand des Aethers, welcher die Zwischenräume 
zwischen den Molekülen eines Körpers erfüllt, von der Lage, 
der Grösse und den Kräften der letzteren abhängig denken müssen. i 
In der That müssen die Moleküle eines Körpers bei ihrer, im 
Vergleich zu den Aethertheilchen sehr bedeutenden Masse auch 
sehr kräftig auf jene einwirken, wenn anders, was doch wahr 
scheinlich ist, zwischen jenen ebensowohl Molekularkräfte thätig 
sind wie zwischen den Molekülen allein, und wenn der Aether 
als höchst feines, elastisches Fluidum sehr leicht eine Verschie 
bung seiner Theile gestattet. Auf eine homogene Vertheilung 
der Moleküle eines Körpers schliessen wir schon, wenn er in 
Bezug auf andere als optische Eigenschaften Homogeneität ver- 
räth; und alsdann erwarten wir, wenn wir der obigen Ansicht 
über die Vertheilung des Aethers huldigen, dass auch dieser, 
wenigstens in physikalischem Sinne, homogen sei, d. h. dass der 
Körper an je zwei um Messbares von einander entfernten Punkten 
dieselben optischen Eigenschaften besitze. Und wirklich finden 
wir diesen Schluss in allen Fällen durch die Erfahrung gerecht 
fertigt. 
Jene Homogeneität des Aethers unterscheidet sich aber wesent 
lich von der des Körpers. Eben der angeregten Ansicht zufolge wer 
den nämlich die Aethertheilchen um so dichter oder um so spärlicher 
aneinander gedrängt liegen, je näher man einem Körpermoleküle 
kommt. Nichtsdestoweniger zeigt der Erfolg, dass wir uns von 
der Wirklichkeit nur wenig entfernen, wenn wir uns die 
Homogeneität des Aethers dadurch bedingt denken, 
dass die Aethertheilchen, welche v on einer irgend wie 
gelegten geraden Linie getroffen werden, in immer 
gleichen Abständen von einander liegen, und wenn wir 
die Wirkung der Körpermoleküle sich darauf beschränken lassen, 
dass sie je nach ihrer Natur und Anordnung die Grösse jener 
Abstände und der Kräfte, die zwischen den Aethertheilchen thätig 
sind, modificiren und zwar verschieden modificiren je nach der 
verschiedenen Richtung der Geraden. Für diese Annahme spricht 
ausserdem noch der Umstand, dass sie bei dem leeren Raume,
	        
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