Full text: Einleitung in die höhere Optik

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Erste Abtheilung. Erstes Capitel. 
quantitative Beschaffenheit von ihrer Grösse abhängen, Unter 
Qualität des Lichtes werden wir aber zunächst die Art des 
Eindruckes auf unser Auge verstehen, die wir mit dem Namen 
der Farbe bezeichnen. Es ist aller Grund vorhanden, schon 
von vornherein anzunehmen, und die Erfahrung lehrt es, dass 
dem Auge in der Unterscheidung zweier Lichtarten, deren Fär 
bung nahezu dieselbe ist, ebensowohl seine Grenzen gesetzt sind, 
wie dem Ohr beim Vergleichen zweier nur wenig von einander 
abweichender Töne. Wir sehen uns daher genöthigt, uns noch 
nach einem zweiten qualitativen Merkmale des Lichtes urnzuse- 
hen, das sich mit der Farbe ändert, aber eine genauere Schätzung 
als die letztere zulässt; wir finden ein solches in der Brech 
barkeit. Die Dioptrik (welche wir hier, wie überhaupt die ele 
mentaren Theile aus der Lehre vom Lichte, voraussetzen) *) weist 
nach, dass den verschieden gefärbten Lichtarten eine verschiedene 
Brechbarkeit zukomme. Hiervon ausgehend, nennen wir zwei 
Lichtarten, selbst wenn das Auge ihre Nliancen als gleich beur- 
theilt, qualitativ verschieden, sobald sie in der Brechbarkeit einen 
Unterschied verrathen. Die Grösse der Brechbarkeit, den Bre 
chungsquotienten, ist man aber im Stande mit grosser Schärfe zu 
bestimmen. Die Brechbarkeit des Lichtes ist daher für 
uns ein qualitativer Charakter desselben in Ueber-, 
einstimmung damit, dass das Auge zwei nahezu 
gleich brechbare Lichtarten auch nahe gleich nüan- 
cirt findet, oder selbst der Art ihres Eindruckes nach 
gar nicht unterscheidet, dahingegen solche, welche 
sich in ihrer Brechbarkeit hinlänglich unterschei 
den, auch als verschieden gefärbt erkennt. 
Von zwei Lichtern derselben Farbe und Brechbarkeit kann 
das eine auf unser Auge einen stärkeren Eindruck machen, als 
das andere, und alsdann nennen wir jenes heller, stärker, inten 
siver. Das Mehr oder Weniger jenes Eindruckes, den Grad der 
Helligkeit, bezeichnen wir einstweilen mit dem Worte Quanti 
tät oder Intensität, indem wir es dem Folgenden Vorbehalten, 
diesen Begriff genauer zu bestimmen. 
*) In Betreff derselben verweisen wir auf Pouillet-Müller’s Lehrbuch 
der Physik, 1. TheiL
	        
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