4 Erste Abtheilung. Zweites Capitel,
Mittel der ersten Art nennen wir isotrop; zu ihnen gehören
alle sogenannten amorphen Körper in ihrem natürlichen Zustande.
\ Die Mittel der zweiten Art heissen anisotrop oder hetero-
trop; diese Abtheilung begreift die krystallisirten Körper.
Die Verhältnisse des Lichtes werden sich begreiflicherweise
am einfachsten bei den isotropen Mitteln heraussteilen; deshalb
werden wir zuerst die Bewegung des Lichtes in solchen isotropen
Mitteln betrachten, in denen sich überhaupt Lichterscheinungen
offenbaren, also den durchsichtigen, um so mehr, als die Luft,
das Wasser, das Glas, der Weltenraum (der letztere wenigstens in
Bezug auf das Licht) zu dieser Klasse von Körpern gehören, und
wir am ehesten und öftesten Gelegenheit haben und aufgefordert
werden, die optischen Verhältnisse jener Körper kennen zu lernen.
In Betreff der Fortpflanzung des Lichtes in isotropen Mitteln
liegen nun folgende Fragen am nächsten: 1) Welches ist die
Geschwindigkeit, mit der sich die Lichtbewegung
ausbreitet? 2) Welche Veränderungen erleidet das
Licht bei der Fortpflanzung? Wir wollen die letztere
Frage zuerst erörtern. Pflanzen wir zwei gleiche, mit weissem
Papier überzogene Schirme in verschiedenen Entfernungen von
einer Kerzenflamme auf, so werden wir bald wahrnehmen, dass
immer der nähere Schirm mehr erleuchtet erscheint, wenn über
haupt ein Unterschied in der Erleuchtung gemacht werden kann.
Dieser Unterschied wird aber um so vernehmlicher, je grösser
die Differenz der Entfernungen beider Schirme von der Licht
quelle im Vergleich zu der Entfernung des nächsten ist. Befin
det sich der eine Schirm in der Entfernung eines Fusses von
der Flamme, der zweite aber in einer doppelten, so erscheint ihre
Helligkeit schon merklich verschieden. Wenn aber der eine
Schirm um 12 Fuss entfernt ist und der zweite um einen Fuss
mehr absteht, so kann das Auge keinen Unterschied in ihrer Hel
ligkeit statuiren. Hieraus ersehen wir aber, dass die Abnahme
der Intensität bei wachsender Entfernung von der Lichtquelle
nicht einer Vernichtung des Lichtes durch die Masse der durch
strahlten Luft, nicht einer Absorption zugeschrieben werden könne.
Denn da es bei einer Schwächung durch Absorption nur auf das
Mehr des durchlaufenen Weges ankommt, so müsste sich, rührte
die Schwächung in dem angegebenen Versuche von der Absorp-