2 u Zweite Abllieüung. Sechstes Capitol.
indem wir nach diesen kurzen historischen Notizen zu der
Erklärung der Lichtbrechung in Körpern mit einer optischen Axe
übergehen, bemerken wir, dass in dieser Klasse von Erscheinun
gen die Uebereinstimmung der Erfahrung mit der Theorie eine
so vollständige ist, dass es überflüssig erscheint, in der Folge die
Grenze beider so genau wahrzunehmen wie es bisher immer
geschehen.
Auf die ebene Begrenzung^ - Fläche eines tetragonalen oder
hexagonalen Krystalles falle aus einem, ihn umgebenden, iso
tropen Mittel ein Bündel von parallelen Strahlen unpolarisirten
Lichtes, oder in anderen Worten, eine ebene Welle. Die Punkte
der Trennungsfläche, welche der auffallende Lichtzug trifft, wer
den, dem Lluyghens’sehen Principe zufolge, die Mittelpunkte
elementarer Lichtwellen, die sich, einzeln genommen, zum Theil
in das isotrope Mittel zurück, zum Theil in das anisotrope hinein
ausbreiten. Die in das isotrope Mittel zurückgehenden Hälften
sind von sphärischer Gestalt und setzen sich zu einer neuen Wel
len-Ebene zusammen, die dem Gesetze der Spiegelung an der
Trennungsfläche isotroper Mittel in Form, Lage und Richtung
gehorcht. Die halben Wellen dagegen, welche nach dem Inneren
des heterotropen Mittels hin sich ausbreiten, nehmen die Gestalt
der Wellenfläche an, welche jenem eigen ist. Diese besteht aber,
wie wir gesehen haben, aus einem sphärischen und einem ellip-
soiclischen Theile. Die sphärischen Theile werden sich nun er
sichtlich genau in derselben Weise zu einer gebrochenen ebenen
Welle zusammensetzen, wie dies mit den sphärisehen Wellen der
Fall sein würde, die in das zweite Mittel eindrängen, wenn dieses
isotrop wäre. Und die gebrochene Welle wird offenbar auch das
Refractions - Gesetz für den Uebergang des Lichtes aus einem
isotropen Mittel in ein zweites befolgen, d. h., sie kommt auf
die Einfalls-Ebene senkrecht zu stehen, sie wird begrenzt von
einem auf ihr senkrechten Cylinder, der durch den Umfang des
erleuchteten Theiles der brechenden Ebene geht, und es ist, im
mer unter i die Neigung der einfallenden Welle, unter r die
der gebrochenen gegen die Trennungsfläche verstanden:
sin. i
— = const.
sin. V
Dabei ist auch noch wie in dem Falle zweier gewöhnlicher