Das tetragonale und hexagonale System. .201
auch die Diagonale AB, bildet mit den Kanten K einen Winkel
von circa 71°. Es wird nun erstlich statt der Flächen P ein Paar von
Fig. IGO. Flächen angeschliffen, die, wie jene, auf derEbene
A B CD senkrecht stehen, aber mit den Kanten K
Winkel von 68° bilden. Hierauf wird der Ivry-
stall nach einer Ebene, die auf AB CD und den
angeschliffenen Flächen senkrecht steht, in zwei
Theile geschnitten. Die Schnittflächen werden
polirt und endlich die beiden Theile wieder in
der ursprünglichen Lage mittelst Canadabalsam
aneinander gekittet. Lässt man auf das so er
haltene Nicol’sehe Prisma in der Richtung
seiner Axe, in der Richtung der Kanten K,
oder in einer nicht gar zu sehr von ihr abwei
chenden einen Lichtstrahl fallen, so wird er,
ohne allgelenkt zu werden, senkrecht zur Ebene
AB CD, dem Hauptsclmitte des Prismas, polarisirt. Der Grund
hiervon ist leicht einzusehen.
Durch den Lichtstrahl denke man sich eine Ebene mit dem
Hauptschnitte parallel gelegt. Sie schneide das Prisma in ab cd,
Fig. ici. Fig. 161, gf sei ihr Durchschnitt mit der Balsam
schichte, so dass gf auf a b und c d senkrecht steht.
Der Lichtstrahl wird beim Eindringen in den Kry-
stall in einen ordentlichen und ausserordentlichen
Strahl zerspalten, die beide in die Ebene ab cd
zu liegen kommen. Der ordentliche Strahl s o
wird am meisten von der Richtung ss abgelenkt,
durchsetzt das erste Stück des Prismas bis o und
erleidet hier die totale Reflexion. Der Brechungs
quotient des canadischen Balsames ist nämlich
1,536, der des ordentlichen Strahles im Kalk-
spathe 1,654. Für die Oscillationen des letzteren
ist also der Balsam optisch dünner, als der Kalk-
spath; es kann beim Uebergange aus diesem in
jenen die totale Reflexion eintreten, und zwar tritt
sie ein, sobald die Incidenz gleich oder grösser als circa 68° ist.
Diesen Werth erreicht aber die Incidenz des ordentlichen Strah
les, so lange sich nicht der einfallende Strahl über gewisse Gren-
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