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Zweite Abtheitung. Achtes Capitol.
Wellen, die dieselbe Richtung verfolgen. Die ursprünglichen
Gleichungen für v a und v* liefern nämlich durch Subtraction:
V ( 2 Vß 2 = ('c 2 — a 2 ) sin. cp! sin. cp 2 .
Die Differenz der Quadrate der Fortpflanzungs
geschwindigkeiten zweier zugeordneter Wellen ver
hält sich hiernach in ein und demselben Mittel wie
das Product aus dem Sinus der Winkel, welche die
gemeinsame Normale mit den optischen Axen ein-
schliesst.
Cons tructi on der eb e nen We 11 en mittelst derFresnel’-
schen Elasticitäts-Fläche.
Die Construction der ebenen Wellen, wie sie zuerst von
Fresnel gelehrt wurde, weicht von der oben beschriebenen ab*).
Ihr liegt eine Fläche zu Grunde, die in solcher Beziehung zu dem
Ellipsoïde E steht, dass jeder ihrer Radien dem reziproken Werthe
des gleichgerichteten Ellipsoïd-Radius gleichkommt. Es sei r
ein Radius des Ellipsoïdes E, und u, v, w seien die Cosinus seiner
Neigungen gegen die Coordinaten-Axen, ip!, ip 2 seine Neigungen
gegen die optischen Axen; man hat alsdann:
— = a 2 u 2 -j-J 2 v 2 -j-c 2 w 2 , und auch -^—b 2 — (a 2 —c 2 ) cos.ip! cos.ip 2 .
Soll nun der Radius q einer neuen Fläche dem reziproken
Werthe von r gleich sein, so ist für die Gleichung der Fläche
zu nehmen:
9 2 = a 2 u 2 -f- b 2 v 2 -j- c 2 w 2 , oder a 2 • p 2 u 2 -j- b 2 • p 2 v 2 -f- c 2 • p 2 w 2 , d. i.
O 2 4- y 2 -)- Z 2 ) 2 = Cl 2 X 2 4- b 2 y 2 4- C 2 ^ 2 .
Für die Gleichung derselben Fläche in den räumlichen Po
lar-Coordinaten p, ip! und ip 2 kommt:
Q 2 — b 2 — (« 2 c 2 ) COS. 1p! COS. 1p 2 .
Fresnel hat die durch die letzten Gleichungen dargestellte
Flächedie Fläche der optischen Elasticität, oder schlecht
weg die Elasticitäts-Fläche genannt. Aus ihrer Beziehung
zum Ellipsoïde E geht unmittelbar hervor, dass eine Ebene, welche
durch den gemeinsamen Mittelpunkt beider Flächen gelegt wird,
*)Ueber die Analyse, welche Fresnel auf die Elasticitäts-Fläche führte,
s. Herschel’s Optik, §. 997 u. f.