22 Erste Abtheilung. Zweites Capitel.
Strahle entspricht der gleichgerichtete Radius einer der Kugel
wellen.
Wenn der Punkt P, Fig. 7, in eine solche Entfernung von
7 dem Schirme SS wegrückt, dass
ofeg-en diese die Dimensionen der
O O
Oeffnung o o als verschwindend
angesehen werden können, so geht
der durch die Oeffnung eindrin
gende Lichtbüschel in ein Bün
del paralleler Strahlen
über, die Kugelwellen gehen in
ebene über. Hinter dem Schirme
pflanzen sich diese mit gleichför
miger Geschwindigkeit fort, indem sie immer von demjenigen Cy-
linder begrenzt bleiben, dessen Directrix der Rand der Oeffnung
oo und dessen Generatrix mit der Verbindungslinie irgend eines
Punktes der Oeffnung und des Punktes P parallel ist, und dabei
bleibt ihre Ebene immer auf der Fortpflanzungsrichtung senk
recht.
Die Herstellung paralleler Lichtstrahlen, oder ebener Wellen
ist von besonderer Wichtigkeit, weil wir auf ihre Verhältnisse
alle Betrachtungen zurückleiten. Es ist daher hier am Orte, die
vorzüglichsten Mittel zu erwähnen, deren wir uns zu ihrer Her
stellung bedienen.
Der einzelne Punkt eines leuchtenden Himmelskörpers ist im
Vergleich zu den Dimensionen unserer Apparate als unendlich
weit entfernt zu betrachten; die von ihm zu uns gelangenden
Lichtwellen sind also in der Ausdehnung unserer nächsten Umge
bung (selbst bei dem uns am nächsten stehenden Monde) als eben
zu betrachten. Die Lichtwellen aber, welche von verschiedenen
Punkten eines Himmelskörpers zu uns gelangen, können wir nur
in dem Falle als untereinander parallel ansehen, wenn die Paral
laxe des Gestirnes hinreichend klein ist. Bei dem Monde und
der Sonne erreicht dieser Winkel eine sehr vernehmliche Grösse,
so dass die Divergenz der ebenen Wellen, welche von zwei dia
metral gegenüberliegenden Punkten der Mond- oder Sonnenscheibe
zu uns gelangen, auf bezüglich 33' SP' und 32'35" zur Zeit der
Erdnähe steigt. Für die meisten optischen Versuche, insbesondere