Full text: Einleitung in die höhere Optik

Beschaffenheit der Lichtoscillationen. 
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sten Krystalle heraustretende Lichtcylinder beim Durchgänge 
durch den zweiten Krystall in seiner Intensität erleidet, von der 
Lage abhängig ist, die der Hauptschnitt des zweiten Krystalles 
gegen irgend eine, in jenem Cylinder fest zu denkende Ebene 
einnimmt. Wählen wir für diese Ebene diejenige, welche durch 
die Axe des Cylinders geht und mit dem Hauptschnitte des er 
sten Krystalles parallel ist, so wird der Lichtbündel um so mehr 
an Intensität verlieren, je mehr sich der Winkel zwischen seiner 
festen Ebene und dem Hauptschnitte des zweiten Krystalles einem 
rechten nähert; er wird nicht merklich geschwächt, wenn dieser 
Winkel verschwindet, er wird vollständig vernichtet, wenn der 
Winkel ein rechter wird. Der Lichtcylinder verhält sich ferner 
in Bezug auf jene feste Ebene sowohl, als auch in Bezug auf 
eine darauf senkrechte vollkommen symmetrisch; denn der Strah 
lenbündel wird genau auf dieselbe Weise modifieirt, sobald nur 
der Hauptschnitt des zweiten Krystalles mit der einen jener Ebe 
nen oder aber mit der anderen denselben Winkel einschliesst, mag 
nun dabei der Hauptschnitt auf der einen oder andern Seite der 
Ebene liegen. Dabei unterscheidet sich aber die feste Ebene des 
Hauptschnittes wesentlich von der durch die Axe des Lichtbün 
dels auf jene senkrecht gelegten Ebene. Alles dieses nöthigt uns, 
dem Lichtbündel eine Seitlichkeit, eine Polarisation, zu 
zuschreiben; wir müssen in demselben ein Rechts und 
Links von einem Oben und Unten unterscheiden. Nur 
um eine bestimmte Bezeichnung zu erlangen, nehmen wir an, 
dass die Richtung der Seiten des Strahles durch die Ebene des 
Hauptschnittes bezeichnet werde, und nennen deshalb diese Ebene 
die Polarisations-Ebene des Lichtbündels oder der ihn aus 
machenden Wellen oder Strahlen. Wir hätten diesen Namen mit 
demselben Rechte der zweiten symmetrischen Ebene des Strahles 
beilegen können. 
An die merkwürdige Thatsache, dass dem Lichte eine Seit 
lichkeit mitgetheilt werden kann, lassen sich wichtige Folgerungen 
über die Natur der Lichtschwingungen knüpfen. In der That, 
wie auch die Schwingungen eines Aethertheilchens beschaffen sein 
mögen, das auf dem Wege der Lichtfortpflanzung liegt, immer 
können wir sie nach den ersten Grundsätzen der Dynamik als 
eine Bewegung betrachten, die aus der Zusammenwirkung dreier
	        
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