Beschaffenheit der Lichtoscillationen.
59
sten Krystalle heraustretende Lichtcylinder beim Durchgänge
durch den zweiten Krystall in seiner Intensität erleidet, von der
Lage abhängig ist, die der Hauptschnitt des zweiten Krystalles
gegen irgend eine, in jenem Cylinder fest zu denkende Ebene
einnimmt. Wählen wir für diese Ebene diejenige, welche durch
die Axe des Cylinders geht und mit dem Hauptschnitte des er
sten Krystalles parallel ist, so wird der Lichtbündel um so mehr
an Intensität verlieren, je mehr sich der Winkel zwischen seiner
festen Ebene und dem Hauptschnitte des zweiten Krystalles einem
rechten nähert; er wird nicht merklich geschwächt, wenn dieser
Winkel verschwindet, er wird vollständig vernichtet, wenn der
Winkel ein rechter wird. Der Lichtcylinder verhält sich ferner
in Bezug auf jene feste Ebene sowohl, als auch in Bezug auf
eine darauf senkrechte vollkommen symmetrisch; denn der Strah
lenbündel wird genau auf dieselbe Weise modifieirt, sobald nur
der Hauptschnitt des zweiten Krystalles mit der einen jener Ebe
nen oder aber mit der anderen denselben Winkel einschliesst, mag
nun dabei der Hauptschnitt auf der einen oder andern Seite der
Ebene liegen. Dabei unterscheidet sich aber die feste Ebene des
Hauptschnittes wesentlich von der durch die Axe des Lichtbün
dels auf jene senkrecht gelegten Ebene. Alles dieses nöthigt uns,
dem Lichtbündel eine Seitlichkeit, eine Polarisation, zu
zuschreiben; wir müssen in demselben ein Rechts und
Links von einem Oben und Unten unterscheiden. Nur
um eine bestimmte Bezeichnung zu erlangen, nehmen wir an,
dass die Richtung der Seiten des Strahles durch die Ebene des
Hauptschnittes bezeichnet werde, und nennen deshalb diese Ebene
die Polarisations-Ebene des Lichtbündels oder der ihn aus
machenden Wellen oder Strahlen. Wir hätten diesen Namen mit
demselben Rechte der zweiten symmetrischen Ebene des Strahles
beilegen können.
An die merkwürdige Thatsache, dass dem Lichte eine Seit
lichkeit mitgetheilt werden kann, lassen sich wichtige Folgerungen
über die Natur der Lichtschwingungen knüpfen. In der That,
wie auch die Schwingungen eines Aethertheilchens beschaffen sein
mögen, das auf dem Wege der Lichtfortpflanzung liegt, immer
können wir sie nach den ersten Grundsätzen der Dynamik als
eine Bewegung betrachten, die aus der Zusammenwirkung dreier