Full text: Das chemische Element, seine Wandlung und sein Bau als Ergebnis der wissenschaftlichen Forschung

2J 2 : Radiochemie und die alchemischen Probleme. 
0,485 cmm. Wurde dann eine elektrische Entladung durch das Rohr geschickt, 
so erschien ein Spektrum, in dem H nur sehr schwach, He stark und Ne außer 
ordentlich stark sichtbar war. Nach den Untersuchungen von Collie über die 
Spektren von Gemischen von He und Ne läßt sich schätzen, daß das Ne 1 / ? —-V 4 
der He-Menge betrug. Man findet also rund 0,15 cmm Ne. Nach den eingefüllten 
Mengen Em sollte das He 0,31 cmm betragen, also 0,48—0,31 = 0,17cmm Ne 
vorhanden sein. Würde das Neon auch nur zum Teil (0,05 cmm) aus der Luft 
stammen, so müßte bereits 4 ccm Luft eingedrungen sein. 
Zur Kontrolle wurden die in der Holzkohle absorbierten Gase durch Er 
hitzen in Schwefeldampf ausgetrieben, dann mit reinem O gewaschen und in ein 
Rohr aus Quarz übergetrieben, das in einem eisernen Schiffchen etwas Li-Metall 
enthielt. Das Metall, das vorher durch Erhitzen im Vakuum von Gasen befreit 
war, absorbierte 0 und N. Es blieb nur ein ganz schwacher Rückstand, der das 
Argonspektrum zeigte. Der entsprechende Luftgehalt berechnet sich zu einem 
Betrage von weit unter 0,1 ccm. Luft konnte danach nur in ganz unwesentlicher 
Menge die Ursache der gefundenen Neonmenge sein. Weiter wurde der Haupt 
versuch ohne Emanation wiederholt, nachdem eine Menge von 0,5 ccm Luft in 
den Apparat eingeschlossen war. Der Unterschied der so gebildeten Menge gegen 
die oben dargestellte ist sehr erheblich. 
Ramsay schließt danach, daß bei der radioaktiven Umwandlung, also in 
statu nascendi befindliches He imstande ist, sich mit dem durch dieWasserzersetzung 
ebenfalls aktivierten O zu Ne zu verbinden. Wir haben also als erste Reaktion 
für den Aufbau der Elemente die Gleichung He + O = Ne (4 + 16= 20). 
Auch in der Natur spielt sich der gleiche Vorgang ab. Die mit stark radio 
aktiven Schichten durchsetzten 50° warmen Quellen von Bath sondern erhebliche 
Gasmengen ab. In 24 Stunden gibt eine Quelle 5 cbm. 1 1 des Gases besteht aus 
36 ccm CQ 2 und rund 964 ccm N und Ar; freier O ist wenig, H gar nicht vorhanden. 
Das Gas ist stark radioaktiv. Das in ihm enthaltene Niton steht im Gleichgewicht 
mit 33,65 mg Ra auf 1 Million Liter; d. h. 1 Million Liter Gas enthält Ysooo m § 
Niton. 1 Million Liter Quellwasser enthält 0,139 mg Niton. In 1 Liter Gas waren 
7,263 ccm Argon, 2,334 ccm Neon und 0,297 ccm He enthalten. Atmosphärische 
Luft enthält aber im Liter 9,32 ccm Argon, 0,124 cmm Neon und 0,00408 cmm He. 
Die Verhältnisse sind 7 ’ 263 /s32 = 0)78 für Argon, 188 für Neon, 73 für Helium. 
110. Die Bildung von Neon in Glasröhren. 
Ramsay und Collie untersuchten (1913) das Glas von vier lange gebrauchten 
Röntgenröhren. Das Glas wurde zerbrochen, zerkleinert und in einer Verbrennungs 
röhre wiederholt mit O gewaschen, um die Lufthaut völlig zu entfernen. Beim 
Erhitzen der Röhre auf helle Rotglut wurde ein Gas erhalten, das zum größten 
Teil durch abgekühlte Holzkohle absorbiert wurde. Der Rest wurde in einem 
Kapillarrohr auf sein Spektrum untersucht. Es wurde He mit etwas Ne gefunden. 
Das gleiche Gas gab bestrahlte Glaswolle ab. Diese Versuche deutet J. J. Thomson 1 ) 
nach seinen Untersuchungen über die He-Entwicklung bei der Bestrahlung so, 
daß diese Gase, wie in vielen anderen Körpern, gelöst sind und durch die Strahlen 
zum Entweichen gebracht werden. Sie können allerdings durch radioaktiven 
Zerfall entstanden sein. 
Collie und Patterson (1913) haben in Fortsetzung dieser Versuche Fluor 
kalzium (in Form von isländischem Flußspat oder als frisch gefällten reinen Nieder 
schlag) Kathodenstrahlen ausgesetzt. Die Oberfläche wurde unter Bildung von 
metallischem Ca purpurrot. Fluorsilizium, O und CO entwiechen. Von Zeit zu Zeit 
wurde O zugeleitet und wieder abgepumpt. Viermal wurden die Gase entfernt. 
Die nach einigen Tagen bei der fünften Bestrahlung entstandenen Gase wurden, 
wie oben, kondensiert, absorbiert. Der Rest war Neon ohne He. 
Die Ursache der Neonbildung war recht rätselhaft, schließlich kamen sie 
zu der Auffassung, daß H unter dem geringen Druck der Entladung an der Neon 
bildung stark beteiligt ist. Ganz reiner H aus Barythydrat, entwickelt durch Elektror 
lyse, wurde 11 Stunden lang bei geringem Druck Entladungen ausgesetzt. Vor 
0 Positive Strahlen, 1913, S. 123.
	        
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