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Radiochemie und die alchemischen Probleme.
1. Eine Entladungsrohre, die Al enthielt, gab bei 6 Füllungen mit H
zunächst negative Resultate. 3 folgende Füllungen mit 0 fielen
auch negativ aus. Wurde dann aber H zugeleitet, so zeigte sich Ne
in einer Menge, die 1 / 10 -— l /s ccm Luft entsprach. Da aber Stickstoff
in dieser Menge fehlte, so konnte das Ne nicht aus der Luft stammen.
Bei Anwesenheit von Cu, Pb, Li und besonders Pd und Na in der
Entladungsrohre wurde ebenfalls Ne gefunden. He war meist nur
in Spuren vorhanden.
2. Die Bestrahlung im Vakuum durch Kathodenstrahlen liefert in
Übereinstimmung mit J. J. Thomson (siehe 99.) bei Pb, Ur, KJ,
RbCl, Cs 2 C0 3 hauptsächlich He, Neon nur in Spuren.
3. Ältere Quarzquecksilberlampen enthalten, besonders wenn sie
Tantalanoden besitzen, He und Ne. Lampen mit Hg-Elektroden
geben nach 12—30 ständiger Entladung etwa 0,001 ccm He mit
Spuren von Ne. Dieses He konnte nicht etwa dadurch in die Lampe
gekommen sein, daß Luft durch die erwärmten Wände in die Lampe
eingedrungen war. Die He-Bildung trat nämlich auch auf, wenn
die Wände gekühlt waren.
4. Besondere Versuche zeigten, daß weder Durchgang von Luft durch
die verschiedenen Materialien, aus denen sich die Entladungsrohren
zusammensetzen, noch auch in diesen okkludierte Gasspuren für
das Entstehen von He und Ne verantwortlich sind.
Die Ursache der Bildung dieser Gase wird nicht weiter erörtert. Es
bleibt daher noch etwas zweifelhaft, ob sie noch der Meinung von Ramsay
sind, daß aus H (S. 203) sich He bildet und daß dieses He im Entstehen sich
mit 0 verbindet zu Neon.
Es kann auch die Erklärung von J. J. Thomson ausreichen, wonach»
diese Bestrahlung die im Laufe der Zeit gebildeten radioaktiven Zersetzungs
produkte nur hervorlockt, deren Entweichen bis dahin wegen ihrer geringen
Energie nicht möglich war.
Die schon bei 99. erwähnten Versuche von J. J. Thomson (1913) zeigen,
daß ein Zusammenhang zwischen Neon, He und H 3 bzw. H besteht.
Die Gase traten auf, wenn eine Bogenentladung zwischen Eisenelektroden
bei 3 cm Druck eine Stunde lang unterhalten wurde, ebenso bei einem
Versuche am nächsten Tage. Wurde dann aber Sauerstoff eingeleitet, so
verschwanden sie und kamen auch bei Einleiten von Wasserstoff nicht
mehr zum Vorschein. Der Vorrat war erschöpft. Wurden ungebrauchte
Elektroden eingesetzt, so erhielt man die Gase wieder. Neon erscheint
in den Gasen nur, wenn die Spannung genügend hoch, wenn die Induktions
spule zur Entladung verwendet wird. Bei einer Wehneltkathode, die
mit 220 Volt betrieben wurde, war nur H 3 und He nachzuweisen.
Neon trat auf bei Bestrahlung von Al, Fe, Ni, Ni 2 0 3 , Zn, Cu
Meteoriten, ferner bei Pb und Pt. Die Umstände, unter denen die Gase
bei Pb und Pt verschwinden und wieder hervorgerufen werden, sind eine
Hauptstütze für die obige Annahme, daß die Gase in den Metallen schon
vorhanden sind. Bei He und H 3 kann man allerdings noch die Versuche
so deuten, daß sie durch Bestrahlung aus den Atomen abgespalten werden.
Bei Neon gelang das aber nicht.