Die Forschungen über den Atombau.
221
Atome, die Spektrallinien, in starken elektromagnetischen Feldern sich
verändern. Die Strahlungen zerfallen in mehrere Linien, die symmetrisch
zur ursprünglichen Linie liegen. Der Abstand der Linien ist eine Funktion
des Magnetfeldes. Zu dieser Untersuchung wurde Z. geführt durch die
Annahme, die man sich über das Licht und das Atom gebildet hatte. Das
Licht ist ein elektromagnetischer Vorgang, der vom Atom ausgeht. Das
schwingende Elektron ruft in seiner Umgebung elektromagnetische, periodisch
wechselnde Störungen hervor, die sich als Wellen im Raum fortpflanzen
und als Spektralstrahlung unseren Sinnen wahrnehmbar sind. Aus diesen
Annahmen läßt sich der Einfluß eines bestimmten Feldes auf die Wellenlänge
berechnen, wenn das Atom aus einem Kern und aus um den Kern schwingende
Elektronen mit der Ladung e und der Masse m besteht (siehe 117.). Durch
das Feld wird die Kraft zwischen denjenigen Elektronen und ihren Kernen
verstärkt, für welchö die magnetische Kraft senkrecht auf den Kraftlinien
und auf der Bewegungsrichtung der Elektronen steht. Die Schwingungs
zahl dieser Atome nimmt zu. Die Schwingungszahl der entgegengesetzt
rotierenden verringert sich. Schon in einem Felde von 1500 Gauss sieht
man in einem Interferometer die Verdoppelung der D-Linien. Genauere
Messungen führten zur Berechnung der spezifischen Ladung der Elek
tronen (ie/m; siehe Tabelle 40.). Die erhaltenen Werte stimmen mit denen
anderer Methoden gut überein, ein Beweis für die Richtigkeit der Grund
annahmen. Im weiteren Fortgang dieser Untersuchungen ergaben sich
außerordentliche Verschiedenheiten im Verhalten der einzelnen Spektral
linien. Daraus kann man schließen, daß eine größere Anzahl Elektronen
an den Lichtschwingungen beteiligt 1 ) sind. Bisher sind aber diese sehr
verwickelten Vorgänge noch nicht einheitlich gedeutet.
Die Beziehungen zwischen dem Kern und den Elektronen sind aus
den Regeln, die für den Zusammenhang * 2 ) der Spektrallinien gefunden sind,
abzuleiten. 1885 entdeckte Balmer, daß die Linien beim Wasserstoff, die
in mehrere Serien 3 ) zerfallen, sich sehr einfach aus einer Grundlinie be
rechnen lassen. Es gilt für eine Serie die Gleichung 2 = 1 ¡v-k-m 2 /m' z — 4.
x ) Stark: Elektrizität im chemischen Atom, 1915, S. 24.
2 ) Ausführliche Angaben über die Entstehung, Bezeichnung und Gesetz
mäßigkeit der Spektren sind in dem Buch von H. Konen (Das Leuchten der Gase
und Dämpfe— Sammlung Wissenschaft Bd. 49, Brwschg 1913, z. B. p. 102 über
die Bezeichnung der Serien) zu finden.
3 ) Außer den Balmerschen Linien treten 1. die von Ritz (nach dem von
ihm entdeckten Kombinationsprinzip) 1908 berechneten, 2. die von Paschen
(1908/11) aufgefundenen ultraroten, 3. die von Schumann und Lyman (1906/09, 15)
gefundene ultraviolette Serie (mit den Linien von der Wellenlänge 972,5—1025,7—
1215,6 AE) auf. Die Spektralserien werden nach dem Vorgänge von Rydberg
eingeteilt in die gewöhnliche (P), die scharfe (S) und die diffuse (D)-Serie. Man
unterscheidet ferner Serien, die im Lichtbogen und solche, die im Funken neu
oder verstärkt erscheinen und doppelt soviel Linien enthalten. Die beiden Arten
unterscheiden sich so stark, wie die Spektren verschiedener. Elemente (Fowler:
Phil. Transact. 214, 225; 1914). Sommerfeld und Kossei haben (1919) darauf
hingewiesen, daß das Funkenspektrum eines Elementes mit dem Bogenspektrum
des im periodischen System ihm nahestehenden Elementes zusammenhängt
(vgl. 127.).