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Die Forschungen über den Atombau.
tronen stabil anordnen. Das kann durch den Versuch experimentell ge
zeigt werden, indem man die von einem elektrischen Feld umgebenen rotie
renden Elektronen als kleine Kreisströme ansieht und sie daher durch kleine
Magnete ersetzt. Mayer (1879) befestigte kleine Magnetnadeln auf Kork
stücke und ließ sie auf Wasser schwimmen. Über ihnen befand sich ein
starker Magnetstab. Die Korke mit den Magneten wurden alle zur Mitte
hingezogen, stießen sich aber untereinander ab, 5 bildeten einen Ring um
den großen Magnet. Mehr als 5 bildeten 2 Ringe. Ähnliche Gruppen erhält
man mit eisernen Kugeln, die auf Quecksilber schwimmen, oder mit läng
lichen hohlen, vorn und hinten geschlossenen Messingzylindern, die auf
Wasser schwimmen und über denen ein auf hohes elektrisches Potential
geladener Körper angebracht ist. Die Zahl der Körper in einem allein
stehenden Ring überschreitet niemals 5. 1 )
Die Zahl der Elektronen im Ring kann sich ändern durch Strahlung;
durch Emission oder Absorption von a-, ß-, y- und X-Strahlen. Nach Bohr
(1913) ist die Strahlung lediglich die Begleiterscheinung des Übertritts
eines Elektrons von einem Ring zum andern. Dabei wird stets mindestens-
ein Energiequant h übergeführt; in der Sekunde hv, wenn v die Schwingungs
zahl bedeutet. Diese Annahme ließ sich prüfen durch Messung des Energie
austausches bei K-, L- und y-Strahlen. Sommerfeld und Epstein (vgl. 133.)
haben Energiemenge und Zahl der Schwingungen in Übereinstimmung mit
dieser Bohrschen Quantentheorie gefunden. Es sind nur soviel Schwingungen
vorhanden als mit den Grundannahmen dieser'Theorie vereinbar sind. Die
Verteilung der Schwingungen auf die verschiedenen gequantelten Bahnen
ist eine eindeutige. Harkins (1915) folgert aus den verschiedenen Serien
im Linienspektrum, daß beim Wasserstoff 4 verschiedene Anfangsbahnen
vorhanden sind. Diese Serien sind durch die Werte des x x in dej Rydberg-
schen Formelgekennzeichnet, v — N 0 (l/r 1 2 — 1/ r 2 2 ). z l = 0; die Laufzahl,
r 2 beginnt mit 2; x x = 1, t 2 = 3 — x x — 2, t 2 = 4 — das sind die ge
wöhnlichen Serien. x x — 3, t 2 = 5: Ritz-Paschenserien (S. 222).
St. Meyer (1915) hat den Versuch gemacht, die Ringstruktur aus der
Änderung des Atomvolumens mit der Ordnungszahl abzuleiten (siehe 19.).
Die Kurve, welche diese Änderung wiedergibt, zeigt an einigen Punkten
starke Richtungswechsel (graphische Darstellung Fig.30; S. 281). Diese stehen
in Zusammenhang mit der Bildung neuer Ringe. Die Ringbildung ist eine
besondere Form der radioaktiven Vorgänge. Diese setzen sich durch das
ganze System fort (siehe 100.), so daß man die radioaktiven Erfahrungen
auf die übrigen Elemente übertragen kann. Man beobachtet nun, daß für
die Radioelemente die Lebensdauer mit steigendem Atomvolumen ab
nimmt. Das kann man darauf zurückführen, daß, wenn aus dem Kern
ein a-Teilchen austritt, die zentrale Anziehungskraft des Kerns auf die
Elektronenringe nachläßt. Die Ringe werden sich erweitern, das Atom
volumen wächst.
Die periodischen Veränderungen des Atomvolumens lassen aber noch
weitere Beziehungen der Elektronenringe zueinander erkennen. Vor allem wird
wahrscheinlich, daß die Schwankungen des Atomvolumens ihre Ursache in einem
abgeänderten Coulombschen Kraftgesetz zwischen den in Ringen angeordneten
x ) J- J- Thomson: Korpuskulartheorie 1908, S. 109.