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Von den Blasinstrumenten.
bindung steht, dessen Kraft sich mäßigen laßt. Bei einem Versuche
dieser Art, den ich mit Hrn. Hamel anstellte, glückte es uns, den
Ton 7 ganz deutlich und anhaltend hervorzubringen. Allein wir
mußten noch einen andern Kunstgriff als Beihülfe anwenden, näm
lich den Finger dem Aufschnitt der Pfeife mehr oder weniger nähern,
wenn wir die Tone 6 oder 8 hervorgebracht hatten, um die Rich
tung der, aus dem Windloch tretenden, Luftschicht so zu sagen zu
reguliren und sie wieder in die Pfeife zurücktreten zu lassen. Dann
hörte man nach einigen Augenblicken Summens und gleichsam
Schwankens den Ton 7 hell hervortreten, den wir leicht zu erken
nen vermochten, weil sein Einklang auf einer Orgel, die uns zur
Vergleichung diente, einem a * entsprach, dessen Taste wir von Zeit
zu Zeit anschlugen, um uns die Empfindung der Schwingungsart
zu erwecken, die wir hervorzubringen strebten.
Im Allgemeinen ist aus der vorstehenden Tabelle zu ersehen,
daß die tiefsten Tone, welche sich durch Röhren, die an beiden En
den offen sind, hervorbringen lassen, sehr weit aus einander liegen;
so liegen z. B. die beiden ersten, 0, c um das ganze Intervall einer
Octave aus einander. Mit zunehmender Höhe der Töne aber, d. i.
in dem Maße, als die Luftsäule sich in eine größere Anzahl Theile
abtheilt, rücken auch die Töne, die sich hervorbringen lassen, näher
zusammen. Noch höher hinauf fängt man selbst an, aus die chro
matischen Intervalle zu gerathen, die durch Erhöhung oder Ernie
drigung der diatonischen um einen kleinen halben Ton entstehen. Die
höchsten endlich, die vom Grundton des Instruments am weitesten
abstehen, lassen sich auch durch diese Einschaltungen nicht mehr alle
darstellen. Man kann sich hieraus erklären, warum der Hornblä
ser unter den tiefern Tönen nur ganze Töne anzugeben vermag,
während er unter den höhern auch Halbtöne moduliren kann. Er
vermag selbst durch Bewegung der Lippen das Mundloch seines In
struments so abzuändern, daß der Ton 7, welcher höher, als ais
ist, mit dem wahren Werth dieser Note in der diatonischen Tonlei
ter übereinstimmt. Noch größere Veränderungen bringt er dadurch
hervor, daß er die offene Mündung der Röhre zum Theil mit der
Hand verschließt. So vermag er z. B. die Töne 11 und 13 auf
ihre gebräuchlichen Werthe zurückzuführen. Dadurch, daß diese Kunst
griffe, die den Luftstrom bei seinem Ein- und Austritt modificiren,
mit einem Grade der Fertigkeit und Präcision, die das unmittel
bare Gefühl allein zu gewähren vermag, in Verbindung angewandt
werden, gelangt man dahin, zwischen die natürlichen Töne, die in
den Intervallen der ersten Octaven liegen, chromatische Intervalle
einzulegen, und selbst in der untersten Abmessung die halben Töne
Nämlich der tiefste Ton der Pfeife war ein andrer als C.