Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Zweiter Band)

Von den Blasinstrumenten. 
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arten hervorgebrachten, Töne mit einander vergleichen will. Der 
Theorie nach müssen dieselben, bei gleichen Langen, sich umgekehrt, 
wie die Quadratwurzeln der Dichtigkeit der Gasarten verhalten, 
wenn Druck und Temperatur die nämlichen sind. Allein dies Re 
sultat kommt nicht zum Vorschein, wenn man die nämliche Orgel 
pfeife mit verschiednen Gasarten tönen laßt, eben des angezeigten 
Grundes halber. Beim Wasserstoffgas z. B., welches in einer 
offenen Pfeife von ungefähr einem Fuß Lange, die mit einer Mün 
dung, gleich der der gewöhnlichen gedeckten Pfeifen, versehen ist, 
schwingt, bewirkt die Art des Anblasens eine so starke Annäherung 
des Schwingungsknotens an die partielle Mündung, daß eine Er 
niedrigung fast um eine kleine Septime unter die, von der Theorie 
unter Voraussetzung der Gleichheit beider Abtheilungen der Gas 
säule gefederte, Tonhöhe erfolgt. Begreiflich muß sich übrigens die 
Große dieser Erniedrigung mit dem Verhältniß, welches man dem 
Aufschnitte der Pfeife zu ihrer Lange und Dicke giebt, abändern: 
auch haben alle Physiker, welche, ohne diese Ursach zu berücksichti 
gen, Versuche über die Töne mit verschiednen Gasarten anstellten, 
keine Uebereinstimmung in den Verhältnissen der Erniedrigung zu 
finden vermocht, und so zu keinen festen Bestimmungen in dieser 
Hinsicht gelangen können. 
Abgesehen nun von diesem besondern Fall, der die Bewegung 
der Schichten, auf welche die Erschütterung zuerst wirkt, betrifft, 
sieht man, wie die in diesem Capitel gegebenen Erörterungen den 
Weg zeigen, die ganze Reihenfolge von Tönen, welche die Luft in 
cylindrischen, an ihrem Ende offnen oder geschlossenen, Röhren her- 
verbringt, mit Leichtigkeit aufzufinden. Diese Uebereinstimmung mit 
der Erfahrung scheint mithin anzudeuten, daß bei der Art des An 
blasens, die für die Orgelpfeifen in Gebrauch ist, die Schwingungs 
bewegungen, durch welche die Töne dieser Pfeifen hervorgebracht 
werden, wirklich sich unsrer Beschreibung gemäß verhalten, wirklich 
in der successiven Fortpflanzung einer unendlichen Menge von Luft 
wellen bestehen, die den, von uns erörterten, Gesetzen gemäß einan 
der folgen oder gegen einander zurückkehren. Jedoch hat Pois- 
son, indem er die Bildung der Bewegungen einer Luftsäule einer 
neuen, alle mögliche Schwingungsarten umfassenden, mathemati 
schen Untersuchung unterwarf, entdeckt, daß die nämliche Reihe von 
Tönen bei viel allgemeinern Bewegungsgesetzen, als von uns ange 
wandt wurden, bestehen kann. So fand er, daß der Ton der ersten, 
an der Mündung gelegenen, Abtheilung nicht allein tiefer seyn kann, 
als er für eine gleiche, zwischen zwei andern Unterabtheilungen der 
übrigen Säule begriffene, Länge seyn würde; sondern auch, daß die 
ser Ton, mittelst zweckmäßiger Erschütterungsarten, ins Unbestimmte 
erniedrigt werden kann. Poisson machte ferner bemerklich, daß 
die Dichtigkeit der schwingenden Theile der Luftsäule an den offenen 
Stellen dieser Säule nicht der Dichtigkeit der umgebenden Lustschich
	        
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