Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Zweiter Band)

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Von ven Blasinstrumenten. 
möge ihrer Lange zukommt; nähert man sie aber einander allmalig, 
so verliert der Ton immer mehr an Höhe, oft in sehr bedeuten 
dem Maße. 
Wie man sieht, hangt diese Erscheinung mit dem Einfluß der 
Mündungen zusammen; allein eine Berechnung derselben würde nicht 
leicht seyn. Der nämlichen Vorrichtung bedient man sich auch bei 
den Rohrflöten, bei welchen die andern Correctionsmethoden nicht 
anwendbar sind; denn bei der Kleinheit der aufgesetzten Röhre laßt 
sich nicht an ein Stimmen derselben durch Ausweitung denken. 
Uebcrhaupt Alles, was auf irgend eine Weise die Luftschwingun 
gen, sey es im Innern oder außerhalb der Pfeifen hemmen oder ver 
zögern kann, modificirt die Höhe der Töne. So ist selbst die Nahe 
der Pfeifen an einander nicht ohne Einfluß; denn wenn man in einer- 
gut gestimmten Orgel einige Pfeifen absondert, indem man die benach 
barten wegnimmt, so ändert sich ihre Tonhöhe und sie halten nicht 
mehr Stimmung. 
Von den Zungenpfeifen (Rohrwerken, Schnarrwer 
ken, instriimens a auche) 
Die Zungenpfeifen sind eigentlich eine Verbindung zweier ver 
schiedenartiger Schwingungsapparate, deren Gesetze wir erst beson 
ders kennen lernen müssen, ehe wir sie in ihrer Verbindung betrach 
ten können. Die eine Art des Schwingungsapparates ist keine andre, 
als die einer Röhre, und ihre Gesetze sind schon im Vorigen in erso- 
derlicher Vollständigkeit angegeben worden, wir haben daher blos noch 
die Gesetze des andern, der mit jenem verbunden wird, hier auseinan 
derzusetzen. Zu diesem Zweck aber wird es nöthig seyn, zuvor einige 
allgemeine Erörterungen vorauszuschicken. 
Die Wahrnehmung der Töne, welche die Labialpfeifen oder die 
schwingenden Saiten erregen, findet dadurch Statt, daß Verdichtun 
gen und Verdünnungen, welche von ihnen aus sich durch die Luft 
hindurch fortpflanzen, in hinlänglich rascher periodischer Wiederkehr- 
abwechselnd unser Gehörorgan treffen. Allein nicht blos auf diese 
Weise vermag unser Ohr die Wahrnehmung eines Tons zu erhalten, 
sondern der Erfahrung zufolge auch dadurch, daß ein Luftstrom, der 
zu ihm gelangt, periodisch unterbrochen wird, so daß das Ohr nur 
* Ich habe mit erlaubt, die Originaldarstellung Bi o r's im Folgende» ab- 
zuä'iidcrn, da die Beniißuiig der gehaltreichen Dissertationen des jüngern Weber's: 
Leges oscillatioui.s oriundae si duo corpora diversa celeritate oscillantia 
ita conjuuguutur, ut oscillare nou possint nisi simul et synchronice exeiu- 
plo iliustratae tuborum liuguatorura ; dissertatio physica auctore G-uiliehno 
Webero (im Auszüge dargestellt von Chladni in Kastn. Arch. X. 443) in 
manchen Stücken eine ausführlichere und gründlichere Behandlung verstattete.
	        
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