Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Zweiter Band)

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Schwingungen elastischer Saiten. 
sie gleichsam darauf reiten. So wie die erste Hälfte vermöge der ihr 
unmittelbar ertheilten Erschütterung in Schwingung geräth, kommen 
die, auf die andere Hälfte aufgesetzten, Papierstreifchen in eine leb 
hafte Bewegung und werden manchmal weit fortgeschleudert. Man 
kann diesen Versuch auf die Art wiederholen, daß man die Saite in eine 
beliebige Menge gleicher Theile theilt, Taf. VI. Fig. 11, und zweifach 
gefärbte Papierstreifchen, die einen auf die Mitte der schwingenden 
Theile, die andern auf die Gränzpuncte, welche in Ruhe bleiben sol 
len, setzt. Darauf berührt man leicht einen einzigen dieser Puncte, 
um alle Arten von Schwingungsbewegung, durch die er von der Axe 
entfernt werden könnte, zu verhüten, und streicht mit dem Bogen 
über die Mitte eines der, in Schwingung zu versetzenden, Theile, 
um ihn zur Excursion zu bestimmen. Am meisten eignen sich hiezu 
die Theile, welche dem festen Anheftungspuncte der Saite zunächst 
liegen. Mit dem Eintreten der Schwingung gerathen die, auf den 
schwingenden Theilen aufsitzenden, Papierchen in Bewegung, und 
fallen, sobald der Ton sich rein ausspricht, sämmtlich herab, wäh 
rend die, auf den Granzpuncten (Schwingungsknoten) befind 
lichen, sitzen bleiben. Dieser interessante Versuch rührt von Sau- 
veur her. Vorzüglich gut gelingt er mit übersponnenen Darmsai 
ten, die deshalb diesen Namen führen, weil sie, um größere Maste 
zu erhalten, mit einem ganz feinen Metalldraht umwunden sind. 
Man kann oie Abtheilung einer Saite auch dadurch zu Stande 
bringen, daß inan in der Nähe derselben eine andre Saite schwingen 
läßt, deren Schwingungszahl mit der ihrigen im Verhältniß der Ein 
heit zu einer ganzen Zahl steht. Giebt z. B. die erste Saite C und 
die zweite c, so wird, wenn man diese klingen läßt, auch die erstre 
in Bewegung gerathen und sich von selbst in zwei gleiche Theile 
scheiden, zwischen denen sich ein Schwingungsknoten befindet. Man 
erkennt dies, indem man entweder scharf auf den Ton, den diese 
Saite giebt, hört, oder indem man bei Berührung derselben ihre 
Erzitterung fühlt, oder auch indem inan kleine Papierchen auf die 
Mitte der Theile, welche sich bewegen, so wie auf den Schwingungs 
knoten, der ruhig bleiben soll, aufsetzt. Eine aufmerksame Unter 
suchung der Umstände, welche diese Mittheilung der Schwingungs- 
bewegung begünstigen oder schwächen, führt zu der Einsicht, daß sie 
im Allgemeinen durch Vermittlung der Luft oder anderweiten Körper, 
die zwischen den, sich wechselseitig in Schwingung versetzenden, Sai 
ten befindlich sind, zu Stande kommt. Nachdem diese Körper durch 
die erste Saite m Bewegung gesetzt worden sind, setzen sie dann 
ihrer Seits die andre in Bewegung, und theilen ihr die Art Schwin 
gung mit, die sie selbst ausüben. Diese Erscheinung bietet sich un 
aufhörlich in der Musik dar. Wenn man mit einem Bogen die 
Saite 6 eines Bastes streicht, welche zugleich ihre harmonischen 
Töne c und g- hören läßt, so theilt sich die Saite G dieses Instru 
ments sichtlich in zwei gleiche Theile ab, deren jeder im Einklang mit
	        
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