34 Schwingungen elastischer Saiten.
sie gesondert zu ihm gelangen. Um die Epochen dieses Zusammen
treffens und Nichtzusammentreffens zu unterscheiden, wollen wir alle
die Augenblicke, welche dem Anfang und dem Ende der Schwingun
gen entsprechen, durch gleichweit von einander auf der nämlichen
Linie befindliche Puncte in folgender Art ausdrücken:
c .
Coincidcnzen.
Die Epochen dieser Coincidcnzen ergeben sich von selbst; die
Zwischenzeiten, um die sie aus einander liegen, sind das Doppelte
derer, welche die einzelnen Schwingungen von c trennen. Das Ohr
wird demnach durch ihre periodische Wiederkehr gerade so afficirt
werden, wie durch einen Ton, der um das Intervall einer Octave
tiefer als c ist. Die Erfahrung lehrt, daß dem in der That so ist,
und man schreibt die Entdeckung dieser schönen Erscheinung dem be
rühmten Tonkünstler Tartini^ zu. Um sie wahrzunehmen, müssen
die Töne ganz rein gestimmt seyn und einige Zeit unveränderlich aus
gehalten werden, sonst würde die Wiederkehr ihrer Coincidenzen nicht
mehr regelmäßig ausfallen, und keinen vernehmlichen Ton mehr zum
Erfolg haben können. Am leichtesten laßt sich dieser Versuch auf
der Orgel anstellen, deren Töne mit einer, auf mechanische Einrich
tung sich gründenden, Genauigkeit noch den Vortheil verbinden, be
liebig lange Zeit hindurch ausgehalten werden zu können. Man hat
selbst daran ein sicheres, und schon seit langer Zeit übliches Mittel,
die richtige Stimmung dieses Instruments zu prüfen. Es laßt sich
nämlich durch eine ganz einfache Rechnung finden, welcher Ton aus
der Zusammenwirkung der beiden Töne, deren relative Schwingungs
zahlen man kennt, hervorgehen muß. Bringen nun die Tasten, deren
Stimmung man untersuchen will, wirklich den Combinationston her
vor, den die ihnen zugehörigen Töne durch ihr Zusammenwirken ge
ben müssen, so wird man dadurch von der richtigen Stimmung der
selben überzeugt seyn können. Diese Probe ist sogar die genaueste,
der sich die Töne unterwerfen lassen, indem die geringste Veränderung
in den zusammenklingenden Tönen gewöhnlich eine beträchtliche Ab
weichung in dem zugehörigen Combinationston bedingt.
Wenn die beiden Töne, die so zugleich angegeben werden, ein
ander so nahe liegen, daß dies Zusammentreffen ihrer Schwingungen
sehr selten erfolgt, oder wenn sie, bei größerer Entfernung von ein-
* Tartini erwähnt sie erst 1754; aber schon 1744 hat sie Andrea»
Sorge in seiner Anweisung zur Stimmung der Orgelwerke und des Clavicrs
erwähnt (Chladni).