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Thermoelektrische Ketten.
mäßiger Erwärmung beider Stellen auf Null Herabkommen; endlich
aber, wenn die zweite Stelle die Temperatur der ersten zu über
steigen anfängt, wieder erscheinen wird, jedoch nach entgegengesetzter
Richtung.
Auch der Multiplicator kann dienen, indem man ihn in die
thermoelektrische Kette bringt, z. B. indem man seine Enden mit
einem Wismuth- und Kupferstabe in Berührung setzt und eine Be
rührungsstelle mit der Weingeistslamme erhitzt, die Wirkung auf die
Magnetnadel nachzuweisen. Doch kann er, Grundsätzen zufolge, die
später entwickelt werden sollen, hiebei nie so viel Vortheil leisten,
als bei hydroelektrischen Ketten; auch muß sein Draht stärker * ** und
minder lang seyn, mithin im Allgemeinen weniger Windungen ent
halten, als bei der hydroelektrischen Kette, wenn überhaupt Vortheil
von seiner Anwendung zu erwarten stehen soll, wovon wir den
Grund in der Folge einsehen werden. Unstreitig ist der Umstand,
das; einige (Fourier und Oersted) diese Verhältnisse nicht ge
hörig beobachtet haben, Ursach gewesen, daß sie mittelst des Multi-
plicators nicht nur keine verstärkte, sondern überhaupt keine Wir
kung thermoelektrischer Ketten beobachten konnten, da durch ander
weite Erfahrungen seine Brauchbarkeit in diesem Bezug allerdings
nachgewiesen ist m .
Zur Entstehung des thermoelektrischen Stroms ist ununterbro
* Oder aus mcbrern parallele» Drähten bestehend.
** Daß die oben angegebenen Verhältnisse für Mnltiplicatorcn, die für
thermoelektrische Ströme dienen sollen, nicht blos theoretisch angenommen worden
sind, sondern sich auch ans Erfahrungen stützen, geht aus folgenden Angaben her
vor. Nobili, dem jene theoretischen Beziehungen noch fremd sind, bemerkt
(Aun. de Ch. et de Phys. XXXVIII. 229) : diejenigen Galvanometer, welche
für hydroelektrische Strömr die empfindlichsten sind, sind cs nicht für die thermo
elektrischen. Letztere ersodern einen dickern Draht und der weniger Windungen um
die Nadel macht. — Colladon (Schwcigg. I. N. R. XVIII. 287) erhielt
eine starke Ablenkung von einem einzigen thermoelektrischen Elemente bei Anwen
dung eines Multiplicators von 100 Windungen, während ein andrer Multiplica
tor von 500 Umschlingungen auch bei der stärksten Temperaturdifferenz nicht
wirkte. — Becquerel bei seinen Versuchen (in Pogg. Anu. IX.) bediente sich
eines Multiplicators mit 3 oder mehr parallel neben einander aufgcwundcucn
Drähten. — O h in (Schwcigg. I. N. R. XVI. 166) erhielt mit einer Nobi-
li'schen Doppclnadel mittelst 60 Windungen eines \ Lin. dicken Kupferdrahts durch
Berührung mit der warmen Hand Abweichungen, die nicht über 20" kamen,
während dieselbe Kette, wenn sic blos durch die Drahtlänge einer einzigen solchen
Windung geschlossen wurde, jene Nadel durch Berührung mit der warmen Hand
unter einem Winkel einspielen machte, der 70° stets übertraf. — Es scheint nach
diesen Erfahrungen und selbst theoretisch, daß für thermoelektrische Ketten über
haupt ein Multiplicator aus recht dickem Draht von 2 bis 4 Windungen, um
von beiden Seiten auf die Magnetnadel, zu der ebenfalls eine Doppclnadel am
zweckmäßigsten anzuwenden seyn würde, wirken zu können, am vorthcilhaftcstc»
seyn möchte; daß aber durch die Zahl der Windungen an sich keine Verstärkung
erzielt werden könne, wegen des verhältnißmäßig weit stärker» schwächenden Ein
flusses, den die Drahtlänge hiebei, als bei hydroelektrischen Strömen äußert. (Vcrgl.
das folgende Capitel).