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Thermoelektrische Ketten.
In der Regel findet man, daß die Größe des thermoelektrischen
Stroms um so mehr wachst, je größer die Temperaturdifferenz zwi
schen den beiden Berührungsstellen ist. Jedoch steigt sie keineswegs
überall gleichförmig mit der Temperatur; ja bei manchen Metallen
nimmt sie nur höherer Temperaturdifferenz wieder ab, wird endlich
null, um bei noch höherer in die entgegengesetzte Strömung über-
zugehen, wo dann die vorhin erwähnten Umkehrungen eintreten.
So wächst nach Becquerel in einer Kette von Eisen und Kupfer,
wenn sich anfangs beide Berührungsstellen auf null Grad befinden,
und man successiv die eine erwärmt, von 0° bis 140° G. die In
tensität des Stroms für jeden gleichen Temperaturanwachs um eine
gleiche Größe. Von 140" C. an verringert sich die Zunahme ziem
lich rasch; bei 300" G. ist sie kaum noch merkbar, und bei noch
höherer Temperatur erfolgt Umkehrung. Fast eben so verhalten sich
Silber und Gold in Berührung mit Eisen; nur lst die Tempe
ratur eine andre, bei welcher die Anwüchse der Kraft des Stroms
aufhören, den Anwüchsen der Temperatur proportional zu seyn.
Becquerel glaubt aus seinen Versuchen den Schluß ziehen
zu können, daß, je höher der Schmelzpunct der Metalle liegt, desto
langer auch die Anwüchse der Kraft des Stroms denen der Tem
peratur der einen Löthstelle, während die andre auf 0° bleibt, pro
portional bleiben. So waren für Platin, so wie für Palladium,
bei Prüfung mit Eisen die Unterschiede zwischen den auf einander
folgenden Anwüchsen der Kraft des Stroms den steigenden Tempe-
ralurdifferenzen fast genau proportional. Becquerel hat hie
von, indem er eine Kette aus zwei Drähten von verschiedenem Pla
tin anwendet, bei denen ec diese Proportionalität als noch für sehr
hohe Temperaturen gültig voraussetzt, eine Anwendung zur Messung
sehr hoher Temperaturen gemacht, z. B. zur Bestimmung der Hitz-
grade der verschiedengefärbten Zonen der Weingeistflamme
Durch ein Verfahren, welches im folgenden Capitel aus ein
ander gesetzt werden wird, hat Becquerel ferner gefunden, daß
gleichen Temperaturdifferenzen keineswegs allgemein gleiche Kräfte
des Stroms entsprechen, sondern daß die Kraft des Stroms im All
gemeinen eine andre ist, je nachdem dieselbe Temperaturdifferenz in
höhere oder niedrigere Temperatur fällt. So z. B., als von einer
Kette aus Eisen und Kupfer die eine Löthstelle sich auf 0° die andere
auf 50" G. befand, fand ein Strom Statt, dessen Stärke wir
— 100 setzen wollen. Als die eine Löthstelle auf 150°, die andre
auf 100° erhitzt war, mithin noch dieselbe Differenz von 50°, nur
in einer höhern Temperatur, Statt fand, betrug die Stärke des
* Als Resultat ergab sich, daß die Temperatur 1350° C. die beträcht
lichste ist, die ein Platindraht von Mill. Dicke in einer Weiugeiststamme an
nehmen kann, und sie entspricht genau den Puncten der blauen Zone, welche dcu
leuchtenden Theil der Flamme begränzcn (Pogg. IX. 359).