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Umstände,
men, daß z. B. die Magnetnadel stets eine gleiche Wirkung von der
Kette erfahren wird, wenn in gleicher Zeit gleichviel Elektricität (in
derselben Entfernung) bei der Nadel vorbeigeht, und eben so, daß
die in die Kette selbst gebrachten Leiter einen gleichen Einfluß.erfah
ren werden, wenn durch einen gleichen Durchschnitt derselben in
gleicher Zeit gleichviel El. hindurchgeht, oder was dasselbe ist, wenn
die El. stets mit einer gleichen Quantität Bewegung auf eine gleiche
Masse derselben wirkt *.
Hienach würde die Wirksamkeit der Kette überhaupt im zusam
mengesetzten Verhältnisse der Menge und der Geschwindigkeit der
El., die durch jeden Durchschnitt derselben läuft, stehen. Wir wer
den jedoch von dieser ganzen Ansicht, da sie sich auf keine directe
Art durch Erfahrung bewähren läßt, nur da Gebrauch machen, wo es
nicht gut möglich ist, anders als mit Bezug auf eine physische Vor
stellung von der Natur des Stroms seine Wirkungen abzuhandeln.
So können wir z. B. in Bezug auf diese Ansicht sehr wohl
den Umstand erklären, das; die Stärke des Stroms in einer geschlosse
nen Kette im Allgemeinen kein directes Verhältniß zur Stärke der
elektroskopischcn Wirkungen hat, welche die Kette geöffnet äußert.
Wir haben z. B. gefunden, daß Säulen aus gleich viel Plat
tenpaaren im Allgemeinen an ihren Polen dieselbe Spannung äu
ßern, wenn sie auch mit sehr verschiedenartigen Flüssigkeiten geschich
tet werden. Schließt man aber diese verschiedenen Säulen successiv
mit demselben Leiter, so wird man durch Vergleichung ihrer Wir
kungen sinden, daß die Stärke ihres Stroms im höchsten Grade
verschieden ist; indem z. B. eine Säule, mit destillirtem Wasser
geschichtet, wohl nicht den hundertsten Theil der Wirkung äußert,
dre man mit einer gut leitenden Flüssigkeit erhält; und am auffal
lendsten wird dieser Unterschied, wenn man Zambonische Säulen
mit gewöhnlichen Voltaffchen Säulen vergleicht, indem man mit
erstem kaum vermag, Ströme von einigermaßen bemerkbarer Kraft
zu erhalten; da sie weder die Nadel des Multiplicators ablenken,
noch Schläge ertheilen, noch Wasser zersetzen, wenn man sie nicht in
außerordentlich großem Maßstabe einrichtet (vgl. S. 49 Anm.). Nun
wissen wir aber, daß in den Säulen mit schlechtleitender Flüssigkeit
sich die El. nur viel langsamer bewegen kann, als in den Säulen
* Ich will durch diese Vorstellung durchaus nichts gegen die Ansicht prä-
judiciren, daß die Leitung und sogenannte Strömung der El. vielmehr auf einer
sich fortpflanzenden Zerseßung der El. von Thcilchcn zu Thcilchcn beruhe, als auf
einer wirklich foriströmcndcn Flüssigkeit; cs wäre selbst möglich, daß letztere, von
mchrern vertheidigte Ansicht, wesentlich die richtigere wäre. Da jedoch die Erfah
rung diesen Punct bis jetzt noch unentschieden gelassen hat, so habe ich im Obigen
die Darsiellungsart zu Grunde gelegt, welche der Vorstellung einen leichtern An
halt gewährt, und dies um so lieber, da es sehr leicht ist, wenn man das Ver
hältniß der Erscheinungen nach einer Ansicht gefaßt hat, cs in die andere überzu
kragen. Ucbcrdics würde die Befolgung der andern Ansicht eine Disharmonie mit
der Biot'schen Darstellung der übrigen Elektricitätslehre hervorgebracht haben.