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des Galvanismus.
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Elcktroskop, wie wir sie schon betrachtet haben, darbietet, wahrend der
zweite von ganz eigenthümlichen Erscheinungen handele, die der Rei
bungselektricität zwar nicht absolut unzugänglich sind, aber doch nur
durch besondere Anwendungsarten derselben in jedenfalls schwächerm
und minder dauerhaften Grade erlangt oder nachgeahmt werden tonnen.
Bevor wir jedoch zur Darstellung dieser Erscheinungen selbst übergehen,
wollen wir eine kurze Geschichte ihrer Entdeckung und wichtigsten Fo>t-
schritte voranschicken Diese Entdeckung gieng von den physiologischen
Wirkungen des Galvanißmus aus, Wirkungen, auf die wir zum
Schluß dieser Lehre ausführlicher wieder zurückkommen werden.
Die erste, hieher gehörige, Beobachtung hat Sulz er in seiner
Theorie der angenehmen und unangenehmen Empfindungen * ** zur
Unterstützung einer von ihm aufgestellten Hypothese über die Geruchs
und Geschmacks-Empfindungen mit folgenden Worten angeführt:
„Wenn man zwei Stück Metall, ein bleiernes u d ein silbernes, so
mit einander vereinigt, daß ihre Ränder Eine Flache ausmachen und
man bringt sie an die Zunge, so wird man einen gewissen Geschmack
daran merken, der dem Geschmack des Eisenvitriols ziemlich nahe
kommt, da doch jedes Stück besonders nicht die geringste Spur von
diesem Geschmacke hat. Nun ist es nicht wahrscheinlich, daß bei
dieser Vereinigung der beiden Metalle von dem einen oder andern
eine Auftösung vorgehe, und die aufgelösten Theile in die Zunge ein
dringen. Man muß also schließen, daß die Vereinigung dieser Me
talle in einem von beiden oder in allen beiden eine zitternde Bewe
gung in ihren Theilchen verursache, und daß diese zitternde Bewe
gung, welche nothwendig die Nerven der Zunge rege machen muß,
obenerwähnten Geschmack hervorbringe."
Dieser merkwürdige galvanische Geschmacksversuch, den Volta
einige 30 Jahre später wieder anstellte und in seine gehörige Ver
knüpfung brachte, blieb indeß vorläufig ganz unbeachtet.
Erst im Jahre 1790 bot ein günstiger Zufall die Entdeckung,
an welche sich nachher alle andre in dieser Lehre knüpften, dem
Jtaliäner Ludwig Galvani, Professor der Anatomie zu Bologna,
dar, wie er selbst in der Schuft erzählt, in welcher er seine dadurch
veranlaßten Versuche und Folgerungen bekannt machte ***.
* Ich bin hiebei theils Gehler's Wörterbuch, theils Biot's Darstellung
gefolgt. Eine besondere Geschichte des Galvanismus besitzt man von Tromms
dorff; eine andre von Rein hold, bearbeitet nach S u e. Leipzig 1803.
** Diese Abhandlung ist in den Mera. de Berlin 1760 in französischer
Sprache abgedruckt; aber auch nnter obigem Titel in einer deutschen Ucbcrseßuiig
erschiene». Berlin1762. Vgl. dessen vermischte Schriften zur Beförderung der schönen
Wissenschaften und freien Künste, Ster Band; und Göktingischcr Taschenkalender
für 1794 S. 186, wo diese Stelle zuerst der Vergessenheit entrissen worden ist.
*** A. Galvani de viribus el. in inotu niusculari commentarius; in den
Conirn. Acad. Bonon. VII. vom I. 1791; wieder gedruckt in einer Schrift seines
Reffe» Aldini Aloysi Galvani etc., cum Joanuis Aldini Discertatione et noli».
Mutiaae. 1792.