Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

4 Geschichte des Galvanismus. 
atmosphärischen Elektricität seinen Zweck zu erreichen, und in der 
That erhielt er jetzt starke Zusammenziehungen der Muskeln, die 
jedoch, nach allen übrigen Umständen zu schließen, mit den Verän 
derungen der atmosphärischen El. in keinem Verhältniß zu stehen 
schienen. Um sich hievon völlig zu überzeugen, wiederholte Gal- 
vani in einem wohl verschlossenen Zimmer zu verschiedenen Stun 
den des Tages dieselben Versuche, indem er das Froschpräparat auf 
eine eiserne Scheibe legte und den in das Rückenmark gesenkten 
kupfernen Haken in Berührung damit brachte, wo sich dann bei 
jedesmaliger Berührung lebhafte Zusammenziehungen zeigten. 
Im weitern Verfolg dieser Versuche fand Galvani, daß zum 
Gelingen derselben alles darauf ankam, zwischen den Muskeln und 
den Nerven des Frosches eine leitende Verbindung durch einen me- 
tallnen Bogen zu bewerkstelligen; daß die Zuckungen noch erfolgten, 
wenn dieser Bogen aus einem einzigen Metall bestand, dann aber 
nur sehr selten und schwach waren, und daß, um sie stark und 
dauerhaft hervorzubringen, die Anwendung zweier verschiedenen, in 
Berührung mit einander befindlichen, Metalle erfodert wurde, wie 
Kupfer und Eisen in den vorigen Versuchen. War diese Bedingung 
erfüllt, so konnte man in den Verbindungs- oder Schließungskreis, 
den die beiden Metalle mit dem Froschpräparat bildeten, noch belie 
bige andre Substanzen bringen, wofern sie nur die El. leiteten. Er 
brachte in den Schließungskreis andere thierische Theile und selbst 
lebende Personen, die sich an der Hand hielten; und die Zuckungen 
traten dessen ungeachtet ein. 
Wenn wirklich, wie wir bald auf unzweifelhafte Weise darthun 
werden, die Berührung zweier ungleichartigen Metalle entgegengesetzte 
Elektricitäten auf ihnen entwickelt, so können diese Erfolge nach der 
Analogie mit schon bekannten Wirkungen der El. nichts Auffallendes 
haben; denn begreiflich werden sich diese Elektricitäten bei Verbin 
dung beider Metalle durch einen thierischen Theil durch diesen hin 
durch vereinigen müssen, und bei hinreichender Empfindlichkeit des 
selben so eben so gut eine Zuckung darin erregen können, als wenn 
sich die entgegengesetzten Elektricitäten von beiden Belegen einer Leyd- 
ner Flasche durch einen thierischen Theil, der sich in ihrem Schlic- 
ßungskreis befindet, hindurch entladen. In der That ist dies die 
richtige Erklärung, auf welche jedoch Galvani nicht verfiel, der 
vielmehr umgekehrt die Q-uelle der hiebei wirksamen Elektricität in 
den Nerven und Muskeln des thierischen Theils suchte und glaubte, 
daß diese eigenthümliche thierische Elektricität bei Verbindung beider 
Organe durch einen metallischen Bogen veranlaßt würde, von den 
einen zu den andern zu kreisen und hiebei die Zuckungen zuwege 
brächte. 
Als die Entdeckung Galvani's in Italien bekannt wurde, er 
regte sie allgemeines Aufsehen daselbst, und seine darauf gestützte An 
ficht einer thierischen El. fand fast ungethciltcn Beifall. Volta
	        
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