244
Von der erregenden Oberfläche.
säure hinzufügt. Im letzten Falle besteht das Gleichgewicht aller
dings nur im ersten Augenblicke, denn allmälig steht man einen
Ausschlag des Multiplicators sich entwickeln; allein, was bcmerkens-
werth ist, dieser zeigt gerade ein wachsendes Uebergewicht derjenigen
Plattenpaare an, welche in den Zellen mit unverändert schwach
gebliebener Flüssigkeit vorhanden sind, und der bechte Beweis, daß
dieser Ausschlag blos von allmaliger Veränderung der Oberfläche der
Metalle durch die Flüssigkeit in den einen Zellen herrührt, ist der,
daß er allmälig zunimmt, während sonst jede ursprünglich durch
Heterogeneität wirksame Kette im Laufe des Geschlossenseyns immer
mehr an Stärke abnimmt.
Offenbar lehrt dieser Versuch so viel, daß die Quantität
der erzeugten Elektricität weder von der Größe der erregenden Ober
fläche noch von der Beschaffenheit der Leitungsflüssigkeit abhängig
seyn könne, indem sonst unstreitig die Elemente, in denen diese Um
stände das Uebergewicht haben, auch einen stärkern Strom erzeugen
müßten, als die entgegengesetzt disponirten Elemente. Dagegen
ist das vorige Ergebniß eigentlich nur eine reine Folgerung aus der
Ansicht, daß vorgenannte Umstände blos durch ihren Leitungswider
stand in Betracht kommen, weil dieser Widerstand vom Strome
der beiderseitigen Elemente in gleichem Grade aus ihrem Wege ange
troffen wird.
Wenn wir sonach berechtigt sind, die Wirkungsverstärkung durch
die erregende Oberfläche blos von Verminderung des Leitungswider
standes abhängig zu nehmen, so werden sich mit Zuziehung des im
16ten Capitel erörterten Grundgesetzes folgende Bestimmungen für
dieselbe ergeben
1) Die Kraft des Stroms nimmt im Allgemeinen in einem
geringern Verhältnisse als die erregende Oberfläche zu, in merk
lich gleichem Verhältnisse jedoch dann, wenn der Widerstand der
festen Leiter gegen den Widerstand in der Flüssigkeit verschwin
det. Da letzterer sich bei Säulen nach Maßgabe der Anzahl von
Plattenpaaren vervielfältigt, so kann man immer annehmen, daß
bei Schließung von vielplattigen Säulen durch nicht gar zu lange
metallische Leiter die Wirkung sehr weit hinaus im geraden Ver
hältniß der Größe der Platten, oder der Zahl der mit den gleich
namigen Polen vereinigten Säulen zunimmt; was jedoch nicht
* Der Einfachheit halber setze ich solche Ketten voraus, in denen der Quer
schnitt der Flüssigkeit im gleichen Grade mit der erregenden Oberfläche wächst,
mithin der eigenthümliche Widerstand der Flüssigkeit und der Widerstand des Uc-
bergangs (zusammen Widerstand in der Flüssigkeit) gleichzeitig abnehmen. Ver
größert man blos die erregende Oberfläche, während die Dimension der Flüs
sigkeit ungcä'ndert bleibt, was z. B. in dem S. 249 beschriebenen Troge geschehen
kann, so ergeben sich die Modificationen, die man an obigen Bestimmungen vor
zunehmen hat, daraus, daß der Widerstand der Flüssigkeit dann nicht im gleichen
Verhältniß mit Vergrößerung der erregenden Oberfläche abnimmt.
*