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Ladungsphänomene.
schlossen gelassen hat. Oft sieht man die ganze Oberfläche des posi
tiven Metalls, Zink oder Zinn, unter dem Einflüsse der Kette ge
schwärzt und doch keine oder sehr geringe Spuren von Ladung ein
treten; wahrend umgekehrt eine sehr starke Ladung des negativen
Gliedes der Kette oft mit keiner für das Auge sichtbaren Verände
rung seiner Oberfläche begleitet ist, namentlich bei den edlen Me
tallen, wiewohl man solche in manchen Fällen, namentlich bei Kupfer,
wirklich bcinerkt.
Hat ein Metall eine gewisse positiv, Ladung angenommen, '0
kann man diese wieder aufheben, wenn man es jetzt zum positiven
Gliede einer Kette macht, z. B., wenn man Kupfer, das durch
Schließung mit Zink positiver geworden ist, nun mit Graphit oder
Platin schließt. Auch Erhitzung oder selbst das längere Aussetzen
an die Luft benimmt den Metallen ihre Ladung wieder, sie behal
ten dieselbe aber nach Marian ini, wenn sie verwahrt aufbehal
ten werden.
Die bisherigen Versuche über die Ladung der Metalle reichen
noch nicht aus, um mit völliger Bestimmtheit zu entscheiden, ob
die größere Schwierigkeit der positiven Metalle der Kette, sich zu
laden, daher rührt, daß dem Wesen der Kette zufolge eine nega
tive Ladung überhaupt schwerer erfolgen kann, als eine positive,
oder daher, daß die negativen Metalle der galvanischen Span
nungsreihe überhaupt geschickter sind, eine Ladung anzunehmen, sey
sie nun positiv oder negativ, als die positiven Metalle, daß sie aber
eine positivere deßhalb leichter annehmen können, weil man durch
Anwendung derselben als negative Glieder überhaupt wirksamere
Ketten construiren kann, als wenn man sie mit noch negativern
Metallen combiniren wollte. Nach Erfolgen, die bei den nachher zu
erwähnenden Versuchen vorkommen, scheint das letztre der Fall zu
seyn; dennoch verdiente dieser Gegenstand eine besondre und sorg
fältige Prüfung.
Eine andre Art, den Ladungszustand der Metalle zu bewirken
und nachzuweisen, ist folgende:
Haben zwei Drähte oder Streifen von demselben Metalle (oder
von Kohle, Graphit oder Graubraunsteinerz) eine Zeitlang als Po
larenden der Säule in einer mit irgend einer Flüssigkeit gefüllten
Röhre (Wasserzersetzungsröhre) gedient * *, und man bringt nun nach
aufgehobener Verbindung mit den Polen der Volta'schen Säule die
außerhalb der Gasröhre besindlichen Enden solcher Drähte, Streifen
dar. Ich selbst habe Zinn Tage lang mit Kupfer zur einfachen Kette in falz,'.
Wasser geschlossen, ohne bei nachheriger Prüfung mit frischem Zinn merkliche Zei
chen erlangter Negativität zu bemerken; doch glaube ich bei Zink nach langer
Schließung solche öfters beobachtet zu haben; was jedoch trüglich ist, da sich ver
schiedene Zmkstiickc selten homogen erhalten lassen.
* D. h., sie ragen in die Röhre (durch Korkstöpfel) hinein, so daß ihre
Enden in einem kleinen Abstand von einander bleiben.