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Vom Wogen der Kraft in der Kette.
In der That glaube ich zwar öfters gelegentlich beobachtet zu
haben, daß, wenn eine Kette längere Zeit in einem engen Gefäße
geschlossen war, bei nachheriger Hineinbringung frischer Platten eine
schwächere Wirkung beobachtet ward, als bei der ersten Schließung
frischer Platten darin; allein sehr viele sichere Beobachtungen für
kürzere Zeiträume und in weiteren Gefäßen habe ich andrerseits ge
macht, zufolge deren die Wirkung einer Kette in ausnehmend star
kem Grade abgenommen haben kann, ohne daß bei nachheriger Schlie
ßung frischer Platten in derselben Flüssigkeit sich eine verminderte
Kraft oder nur eine schnellere Wirkungsabnahme als bei der ersten
Kette gezeigt hätte; ferner lassen die Umstände der Wiederherstellung
der Wirksamkeit der Kette ohne Veränderung der Leitungsflüssigkeit
sich nicht durch eine solche Ansicht erklären. Was andrerseits die
Annahme einer eigenthümlichen Vertheilung der Bestandtheile der
Flüssigkeit unter dem Einfluß der Kette betrifft, die ich weit entfernt
bin, läugnen zu wollen, so lassen doch folgende Umstände nicht zu,
die Wirkungsabnahme vorzugsweis von da abzuleiten. 1) Bezieht
sich die Wirkungsabnahme und Wiederherstellung der Wirkung gleich
der Ladung immer nur deutlich auf die negative Platte, wie man
durch das Weglassen und Wiederhineinnehmen einzelner Platten in
zusammengesetzte Ketten aus die früher schon öfters angedeutete Weise
leicht finden kann, welches nicht wohl erlaubt, die Wirkungsabnahme
in Bezug zu etwas anderem, als den Platten selbst zu setzen;
2) habe ich mich überzeugt, daß, wenn man in einem weiten Troge,
worin die Platten in einem großen Abstande von einander geschlossen
sind, die Flüssigkeit in der Mitte oder nahe an der positiven Platte
umrührt, sorgfältig vermeidend, daß nicht ein Anwogen der
Flüssigkeit gegen die negative Platte Stattfinde, die
Kraft ganz unverändert bleibt; ja. man kann die Zinkplatten, unter
dieser Vorsicht, in der Flüssigkeit bewegen, selbst zum Theil aus ihr
herausziehen, ohne daß eine Schwankung in der Kraft der Kette
beobachtet wird; die dagegen sofort eintritt, wenn man die Flüssig
keit gegen die negativen Platten anwogen läßt, oder diese selbst
in der Flüssigkeit bewegen will, oder wenn man sie gar in der Flüs
sigkeit mit einem Federbart abwischt. Es wird in allen diesen Fällen
sofort eine partielle Wiederherstellung der Wirkung erfolgen, als wenn
eine an der Kupferfläche vorgegangene Modification durch die mecha
nische Einwirkung abgespült worden wäre.
Man könnte glauben, daß die Wirkungsabnahme nicht sowohl
eine von der Strömung abhängige Erscheinung sey, als daher rühre,
daß die Flüssigkeit unabhängig hievon chemisch ändernd auf die Platten
einwirke und durch Oxydation oder dergleichen ihre Wirksamkeit her
abbringe.
Es läßt sich jedoch leicht zeigen, daß dem nicht so sey. In
der That beobachtet man in allen Flüssigkeiten, in welchen die Kette
überhaupt Wirksamkeit erhält, auch die Wirkungsabnahme derselben,