Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

12 Galvanische Fundamentalversuche. 
Flache, die recht eben, nicht gefirnißt, und in ihrer Mitte mit ifoii«. 
renden, senkrecht auf ihre Oberflächen angebrachten, Stäbchen verse 
hen sind, mittelst deren sie sich, ohne daß man sie selbst berührt, 
an einander bringen lassen * ** . Man nähert auf diese Weise beide 
Scheiben einander, bis sie sich berühren, trennt sie darauf, indem 
man sie parallel von einander zieht und prüft ihren elektrischen Zu 
stand mittelst eines Elcktroskops. Da jedoch die Elektricität, die 
sich durch eine einmalige Berührung auf denselben entwickelt, immer 
ausnehmend schwach ist, so muß man, um sie deulich merkbar zu 
machen, das Elektroskop mit einem Condensator versehen, und auf 
diesem die Elektricität von mehrern Berührungen anhäufen, indem 
man seine obere Platte mit dem Erdboden in Verbindung setzt, und 
seine untere Platte, welche mit den Strohhalmen oder den Gold 
blättern in Verbindung steht, mit der Metallscheide berührt, deren 
El. man prüfen will Ist dies geschehen, so zieht man diese Scheibe 
zurück, berührt sie, so wie die andre, um sie wieder in natürlichen 
Zustand zu versetzen ***, bringt sie dann aufs Neue isolirt mrt ein 
ander in Berührung, trennt sie abermals und dringt die zu prüfende 
Scheibe wieder an den Condensator. Hat man die Berührung auf diese 
Weise sieben - oder achtmal wiederholt und hebt nun die obere Platte 
des Condensators ab, so divergiren die Goldblättchen oder Stroh 
halme sehr stark vermöge der, durch die wiederholte Berührung der 
Metallscheibe in die obere Platte abgesetzten, El. und man kann 
solchergestalt die Beschaffenheit dieser El. prüfen und erkennen. Zum 
Gelingen des Versuchs ist erfoderlich, daß die Platten des Conden 
sators auf den Oberflächen, auf welchen man die El. an sie absetzt, 
frei von Firniß sind, denn das geringste Hinderniß würde, da sie 
sich in einem solchen Zustande von Schwäche befindet, ihrem Ein 
dringen hinderlich seyn. Zur Schärfe des Versuchs ist überdies 
noch nöthig, daß jede Platte aus demselben Metall bestehe, als die 
Scheibe, mit welcher man sie berührt, widrigenfalls der el. Einfluß 
dieser neuen Berührung sich mit dem Erfolge der ersten verbinden 
und ihre Wirkung modificiren würde. Hat man nun, unter Beach 
tung dieser Vorsichtsmaßregeln, die Kupferscheibe mit der untern 
Platte des Elektroskops in Berührung gebracht, so findet man, daß 
* Sehr einfach und vollkommen zureichend für den vorliegenden Zweck 
lassen sich solche isolircnde Stäbchen so anbringen, daß man, nachdem man die 
Mctallschcibcn zuvor erhitzt hat, ein Stäbchen von Siegellack oder Gninmilack 
daran anschmilzt. An kalte Scheiben gelingt das Anschmelzen nicht; außer wenn 
man zuvor einige Tropfen heißes Wachs darauf fallen läßt. 
** Kein condcnsirendes Elektroskop eignet sich besser zu diesen Versuchen, als 
das Behrens- Bohncnbcrgcrschc, von dem jedoch noch nicht die Rede hat seyn kön 
nen, da sich seine Einrichtung selbst ans den Galvanismus gründet. Seine Be. 
schrcibung ist im 6tcn Capitel gegeben. 
*** Dieser Umstand, namentlich die Berührung der andern Scheibe, ist wesent 
lich zum Gelingen des Versuchs.
	        
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