Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

* Diese Erörterungen sind nach Ohm's Vorgänge unter der Vorausscßung 
geführt, daß die Kraft des Ergliihens wirklich eine von der strömenden El. ab 
hängige Erscheinung sey. Experimental scheint mir dieses allerdings noch nicht hin 
reichend bewiesen. Denn man könnte z. B. umgekehrt annehmen, daß sie viel- 
316 Wärmeerscheinungen in der Kette. 
welche in Bezug zu den ganz analogen, an den metallischen Leitern 
gefundenen, Resultaten (S. 312) erinnert worden sind. 
Nach Buntzen erfolgte in der mit einer bessern Leitungsflüs- 
sigkeit gefüllten Röhre eine stärkere Wärmeentbindung, als in der 
mit einer schlechter» angefüllten. Dieses Resultat ist jedoch nicht 
allgemein, und es kommt wahrscheinlich dabei auf das Verhältniß 
dieser Flüssigkeit zu der Flüssigkeit zwischen den Elementen der Säule 
und andere den Gesammtleitungswiderstand betreffende Umstände 
an. In der That beobachtete Qersted bei Anwendung einer mäßig 
kräftigen Säule von 100 Plattenpaaren gerade das entgegengesetzte 
Resultat; und folgende Beobachtungen von de la Rive sprechen 
ebenfalls dafür, daß, gleich wie bei den fester Leitern, so auch ein 
vermehrter Leitungswiderstand in den flüssigen die Wärmeerzeugung 
vielmehr begünstige. 
Wenn man die Flüssigkeit durch thierisye Blase in mehrere 
Zellen theilt, und sie dann in den Kreis der Vllta'schen Kette bringt, 
so sieht man, daß sie sich mehr erhitzt, als wenn sie ein bloßes 
Continuum bildet. Leitet man einen und denselben Strom successiv 
durch eine Flüssigkeit, die in einem Glasrohr von gewisser Weite 
und Länge enthalten ist und durch einen mit derselben Flüssigkeit 
benetzten Baumwollendocht von gleicher Länge und Dicke mit dem 
Rohr, so bleibt die Temperatur bei der in dem Rohre enthaltenen 
Flüssigkeit unverändert, während sie bei der in dem Dochte befind 
lichen Flüssigkeit beträchtlich steigt. Noch vorzüglicher läßt sich an 
statt eines Baumwollcndochts zu diesem Versuche der Stengel einer 
fetten, etwas saftreichen Pflanze anwenden, welcher sich als ein, 
durch eine Menge kleiner Zellen geschiedener, feuchter Leiter ansehen 
läßt. Die Wärme, welche er entwickelt, wenn man ihn in den 
Kreis der Säule bringt, ist so beträchtlich, daß in den beiden End 
stücken, in der Nahe der eingesteckten Platindrahte, die mit den 
Polen der Säule in Verbindung stehen, das Wasser ins Sieden 
gcräth. 
Was die Umstände anlangt, von denen die Größe der Hitze- 
wirkungen in der Kette abhängt, so sind bis jetzt noch zu wenig ver 
gleichbare Erfahrungen vorhanden, um nach ihnen diese Umstände 
allgemein festzusetzen. Nehmen wir jedoch die im 16ten Capitel 
auseinandergesetzten allgemeinen Gesetze der Kette zu Hülfe, so lassen 
sich die Bestimmungen hierüber mit voller Schärfe im Voraus geben. 
Es wird daher von Nutzen seyn, für künftige Versuche die Umstände, 
welche hiebei nach der Theorie und den bisherigen Erfahrungen 
in Betracht kommen, etwas näher zu erörtern
	        
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