Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

317 
Warmeerscheimmgen in der Kette. 
Die einfachste Annahme, die wir machen können, ist zuvör 
derst, daß die Kraft, mit welcher ein Draht oder sonstiger Theil der 
Kette ins Glühen versetzt zu werden strebt, der Intensität des ihn 
durchlaufenden Stroms proportional sey; da jedoch Drähte von 
verschiedener Materie bei gleicher Intensität des Stroms in ihnen 
doch verschieden leichr ins Glühen kommen, so müssen wir noch über 
dies annehmen, daß diese Kraft zugleich von der Materie der Drähte 
abhängt, und zwar, wie es nach den Erfahrungen scheint, ihrem 
Leitungsvermögen umgekehrt proportional ist. 
Dies sind die beiden Grundbestimmungen, an welche sich alle 
andern knüpfen lassen. Es erhellt hieraus zuvörderst, daß sowohl 
die Dünne der Drähte, als ihr schlechtes Leitungsvermögen einen 
entgegengesetzten, zum Theil begünstigenden, zum Theil hinderlichen, 
Einftuß in der Kette äußern. In der That wird eine Dünne der 
schließenden Drähte dadurch vortheilhafter für das Erglühen derselben 
werden, weil sich bei ihrem dünnen Querschnitt der Srroin mehr in 
ihnen concentrirt, mithin eine verhältnißmäßig größere Intensität in 
ihnen erlangt; andrerseits aber wird die größere Dünne der Drähte 
die Gesammtkrast des Stroms vermöge ihres großem Leitungswi- 
derstandes schwächen, und die Concentration des Stroms wird daher 
nur einen schwächer« Strom betreffen können. Die Theorie zeigt 
jedoch, daß ersterer, nämlich der begünstigende Einfluß der Draht- 
dünne, immer die Oberhand behalten würde * *, wenn nicht noch ein 
Nebenumstand hinzuträte, welcher das Erglühen dünner Drähte be 
einträchtigt, und der darin liegt, daß ihnen die Luft verhältnißmäßig 
mehr Wärme entziehen kann, als dicken Drähten, bei denen die 
innern Theile von der Berührung mit der Luft entfernter liegen, so 
mehr von der, durch den Widerstand der Leiter für die Strömung verloren 
gehenden El. abhicnge. — Ich erinnere dies besonders deshalb, weil die Art, 
wie die Kraft des Erglühens mit der erregenden Oberfläche nach den meisten Be« 
obachtcr» (vcrgl. S. 319) zunimmt, so gar sehr von den Aussagen der Theorie 
nach obiger Darstellung abweicht, daß man kaum glauben sollte, cs könne eine auf 
mangelnder Vergleichbarkeit bcriihcndc Ungcuauigkeit der Versuche hieran Schuld 
seyn. Die obige Darstellung soll daher bis setzt nur als Aufsodcrung zu neuert 
Versuchen gelte», nicht dieselben überflüssig machen. 
* In der That concentrirt sich der Strom genau in Verhältniß der Dünne 
des Drahts; die Gcsammtstärke des Stroms nimmt aber im Allgemeinen in einem 
kleiner» Verhältniß ab als die Drahtdickc, weil sic nicht durch den Widerstand 
des Drahts allein, sondern auch der übrigen Theile der Kette bestimmt wird. In 
Fällen jedoch, wo die erregende Oberfläche sehr groß und die Leitungsflüssigkcit 
sehr stark ist, kann dieser Widerstand der übrigen Theile gegen den Widerstand 
des Drahts merklich verschwinden; und daun wird eine vermehrte Dünne des 
Drahts nichts Merkliches mehr zur Verstärkung des Glühens beitrage» können, 
weil dann die Gesammtkrast des Stroms in der That merklich in demselben Ver 
hältnisse durch die zunehmende Drahtdünne geschwächt wird, als der Strom sich 
vermöge derselben concentrirt. In solchen Fällen würde ein dünnerer Draht nur 
dieselbe Kraft des Erglühens erfahren, als ei» dickerer, wenn nicht die größere 
Erkältung des erster» durch die Luft dann den Vortheil aus Seiten des letzteren 
wendete.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.