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Warmeerscheimmgen in der Kette.
Die einfachste Annahme, die wir machen können, ist zuvör
derst, daß die Kraft, mit welcher ein Draht oder sonstiger Theil der
Kette ins Glühen versetzt zu werden strebt, der Intensität des ihn
durchlaufenden Stroms proportional sey; da jedoch Drähte von
verschiedener Materie bei gleicher Intensität des Stroms in ihnen
doch verschieden leichr ins Glühen kommen, so müssen wir noch über
dies annehmen, daß diese Kraft zugleich von der Materie der Drähte
abhängt, und zwar, wie es nach den Erfahrungen scheint, ihrem
Leitungsvermögen umgekehrt proportional ist.
Dies sind die beiden Grundbestimmungen, an welche sich alle
andern knüpfen lassen. Es erhellt hieraus zuvörderst, daß sowohl
die Dünne der Drähte, als ihr schlechtes Leitungsvermögen einen
entgegengesetzten, zum Theil begünstigenden, zum Theil hinderlichen,
Einftuß in der Kette äußern. In der That wird eine Dünne der
schließenden Drähte dadurch vortheilhafter für das Erglühen derselben
werden, weil sich bei ihrem dünnen Querschnitt der Srroin mehr in
ihnen concentrirt, mithin eine verhältnißmäßig größere Intensität in
ihnen erlangt; andrerseits aber wird die größere Dünne der Drähte
die Gesammtkrast des Stroms vermöge ihres großem Leitungswi-
derstandes schwächen, und die Concentration des Stroms wird daher
nur einen schwächer« Strom betreffen können. Die Theorie zeigt
jedoch, daß ersterer, nämlich der begünstigende Einfluß der Draht-
dünne, immer die Oberhand behalten würde * *, wenn nicht noch ein
Nebenumstand hinzuträte, welcher das Erglühen dünner Drähte be
einträchtigt, und der darin liegt, daß ihnen die Luft verhältnißmäßig
mehr Wärme entziehen kann, als dicken Drähten, bei denen die
innern Theile von der Berührung mit der Luft entfernter liegen, so
mehr von der, durch den Widerstand der Leiter für die Strömung verloren
gehenden El. abhicnge. — Ich erinnere dies besonders deshalb, weil die Art,
wie die Kraft des Erglühens mit der erregenden Oberfläche nach den meisten Be«
obachtcr» (vcrgl. S. 319) zunimmt, so gar sehr von den Aussagen der Theorie
nach obiger Darstellung abweicht, daß man kaum glauben sollte, cs könne eine auf
mangelnder Vergleichbarkeit bcriihcndc Ungcuauigkeit der Versuche hieran Schuld
seyn. Die obige Darstellung soll daher bis setzt nur als Aufsodcrung zu neuert
Versuchen gelte», nicht dieselben überflüssig machen.
* In der That concentrirt sich der Strom genau in Verhältniß der Dünne
des Drahts; die Gcsammtstärke des Stroms nimmt aber im Allgemeinen in einem
kleiner» Verhältniß ab als die Drahtdickc, weil sic nicht durch den Widerstand
des Drahts allein, sondern auch der übrigen Theile der Kette bestimmt wird. In
Fällen jedoch, wo die erregende Oberfläche sehr groß und die Leitungsflüssigkcit
sehr stark ist, kann dieser Widerstand der übrigen Theile gegen den Widerstand
des Drahts merklich verschwinden; und daun wird eine vermehrte Dünne des
Drahts nichts Merkliches mehr zur Verstärkung des Glühens beitrage» können,
weil dann die Gesammtkrast des Stroms in der That merklich in demselben Ver
hältnisse durch die zunehmende Drahtdünne geschwächt wird, als der Strom sich
vermöge derselben concentrirt. In solchen Fällen würde ein dünnerer Draht nur
dieselbe Kraft des Erglühens erfahren, als ei» dickerer, wenn nicht die größere
Erkältung des erster» durch die Luft dann den Vortheil aus Seiten des letzteren
wendete.