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Wärmeerscheinungen in der Kette.
daß in gewissen Fallen, namentlich bei sehr starker Leitungsflüssigkeit
und sehr großer erregender Oberfläche sogar der dickere Draht eine
stärkere Glühwirkung erfahren kann, als der dünnere. In der That
führt Singer in seiner Elektricitätslehre (S. 255) als Erfahrungs
satz an: „Man hat neulich bemerkt, daß, wenn inan irgend zwei
Drähte von verschiedener Stärke nimmt, von denen jeder durch eine
gewisse Batterie glühend werden kann, von dem stärksten ein län
geres Stück glühend wird, als von dem schwächer«" *. Dieser Er
fahrungssatz ist jedoch jedenfalls nur auf die angegebenen Umstände
zu beschränken.
Aus dem Einfluß der großem Intensität, die der Strom durch
Concentration erlangt, auf die Kraft des Erglühens erklärt sich
u. a. auch die außerordentliche Leichtigkeit, mit ivelcher dünne Me
tallblätter oder Drahtspitzen, wenn man mit ihnen an einem Pole
schließt, verbrennen.
Eben so erhellt der entgegengesetzte Einfluß, den das von Ma
terie und Temperatur abhängige Leitüngsvermogen eines in die Kette
gebrachten Theils auf seine Fähigkeit ins Glühen gesetzt zu werden,
äußern muß. Es wirkt begünstigend dadurch, daß die Gesammt-
kraft der Kette, vermöge Verminderung des Gesammtleitungswi-
derstandes, erhöht wird, hinderlich insofern, als das lokale Vermö
gen der Körper, ins Glühen durch den Strom versetzt zu werden,
mit ihrem Leitungsvermögen abnimmt.
Unter Voraussetzung, daß letztere Abnahme im einfachen Ver
hältniß des Leitungsvermögens erfolgte, welche jedoch bis jetzt noch
nicht erwiesen ist, würde stets der schwächende Einfluß des Leitungs
vermögens das Uebergewicht behalten; was sich in der Thar bei allen
Metallen zu bestätigen scheint, schwerlich jedoch bei Körpern von
hohem Leitungswiderstande.
Aus der Betrachtung dieser Umstände und den im 16ten Ca
pitel erörterten allgemeinen Gesetzen ergiebt sich nun zugleich der Un-
terschied der Falle, in welchen es vortheilhafter seyn wird, statt
großplattiger Apparate vielniehr vielplattige anzuwenden, oder um-
gekehrt. Je dicker und kürzer die Drähte stnd und je besser ihr
eigenthümliches Leitungsvermögen ist, um so mehr werden großplat
tige Apparate mit starker Leitungsflüssigkeit anzuwenden seyn; je
dünner und länger die Drähte sind, und je schlechter sie leiten, um
so mehr werden vielplattige Apparate nützen; und unstreitig diesel
ben Grundsätze werden in Anwendung gezogen werden müssen, wenn
man andere als metallische Körper ins Glühen versetzen will.
Die Drahtlängen von einerlei Metall und Dicke, die durch eine
Kette auf denselben Grad des Glühens gebracht werden können,
stehen der Theorie zufolge in demselben Verhältniß als die Anzahl
* Bergt, auch über den erkältenden Einfluß der Luft Wolle non in Gilb.
LIV. 8.