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Elektrochemische Theorie.
Das zusammengesetzte Oxydtheilchen, was so entsteht, wird dem
Ganzen nach betrachtet, neutral erscheinen, aber doch aus zwei ent
gegengesetzt elektrisirten Theilchen zusammengesetzt seyn.
Gesetzt jetzt, ein zweites Sauerstofftheilchen b käme in die Be
rührungsnähe des Metalltheilchens, das sich schon mit dem ersten a
verbunden hat. Es wird vermöge des Einflusses dieser Berührungs-
nähe ebenfalls entgegengesetzt el. mit A werden; allein A wird die
Gesammtheit von a und b nun nicht mehr mit derselben Kraft an
ziehen oder festhalten können, als vorher a allein, weil dieser An
ziehung jetzt die wechselseitige Abstoßung der gleichartig elektrisirten
Theilchen a und b entgegenwirkt, vermöge deren diese einander zu
fliehen streben. Ueberwiegt letztre Abstoßung die Anziehung von A
auf a und b, so wird b gar nicht in Verbindung mit A treten
können; im Gegenfall aber wird die Summe von a und b doch
mit schwächerer Kraft von A zurückgehalten werden, als vorher
a allein.
In der That sehen wir, daß die Verwandtschaft jedes Kör
pers für einen andern in dem Maße abnimmt, als er sich schon
mit Antheilen desselben verbunden hat, daß manche Metalle blos
Einer Oxydationsstufe fähig sind, und daß höhere Oxydationsstufen
eines Metalls stets einen Theil ihres Sauerstoffs leichter verlieren,
als niedere.
Die Verbindungen, mit denen man es in der Wirklichkeit zu
thun hat, sind nie einzelne Theilchen oder Atome, sondern Massen
derselben. So kommen uns nie einzelne Oxydtheilchen, sondern
blos Massen oder Systeme solcher Theilchen vor. Zn diesen Syste
men aber ist außer der chemischen Verwandtschaft der ungleicharti
gen Theilchen, die wir hier aus elektrische Kräfte zurückzuführen
suchen, noch eine Kraft thätig, welche die gleichartigen zusammen
gesetzten Theilchen vereinigt, und die wir Cohäsionskraft nennen.
* Wir lassen es dahin gestellt seyn, worauf sie beruht und neh
men das Stattfinden derselben hier als Thatsache an. Im tropf-
* Die Th. II. S. 332 erwähnten Erscheinungen, zufolge deren die nach
den Blättcrdurchgängcn gespaltenen Krystalle an den Spaltflächen im Allg. entge
gengesetzte Llcktricitätcn zeigen, und der Umstand, daß dem wesentlichen Gefüge
nach alle feste Körper scheinen als krysiallisirt angesehen werden zu können (vergl.
Th. I. S. 402) machen cs sehr denkbar, daß die Cohäsionskraft gleich der chemischen
Verwandtschaft, sich auf elektrische Kräfte würde zurückführe» lassen. Allein eben,
weil man solche Zurückführungen fast so weit treiben kann, als man will, ist es
nöthig, so vorsichtig als möglich damit zu seyn. Einige Erscheinungen giebt es,
welche auf elektrochemischem Wege sich nicht anders deuten zu lassen scheinen, als
dadurch, daß der elektrische Gegensatz der Körper nicht allein von der Beschaffen
heit ihrer Materie, sondern auch von der rcspectiven Anordnung oder der Art des
Zusammenhangs derselben in ihnen abhänge: denn wir haben gesehen, daß Me
talle durch Lcgirung mit Metallen, die positiver als sie selbst sind, an Negativität
gewinnen können, und umgekehrt. Die Entstehung solcher Lcgirunge» ist aber
wie es scheint immer mit bedeutenden Dichtigkeitsverä'ndcrungcn begleitet. Da