Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Elektrochemische Theorie. 
baren Zustande kann sie als gering, im gasförmigen als null, oder 
vielmehr als durch eine entgegengesetzte Kraft überwogen angesehen 
werden. Diese Cohasionskraft müssen wir im Folgenden berücksich 
tigen, da sie einen Widerstand gegen die chemischen Zersetzungen 
abgiebt. 
Gesetzt jetzt, eine Maste Oxyd werde mit einem einfachen Kör 
per b zusammengebracht, besten Elektropositivitat größer ist, als die 
des Radicals a des Oxyds, so wird im Allgemeinen eine Zersetzung 
zu erfolgen streben, indem der elektropositivere Körper b den Sauer 
stoff, welcher der elektronegativste Körper ist, den wir kennen, dem 
Radikal a zu entziehen sucht, da er in starkern elektrischen Gegen 
satz als a mit ihm tritt, und mithin auch eine stärkere Anziehung 
darauf äußert dessenungeachtet erfolgt vielleicht keine Zersetzung, 
wenn die Cohäsion des Oxyds so stark ist, um von dem Ueberschuß 
der Anziehung des b über a nicht überwogen werden zu können. 
Dann aber wird eine solche Zersetzung erfolgen können, wenn man 
die Cohäsion des Oxyds auf irgend eine Weise mindert, ohne zugleich 
den elektrischen Gegensatz von a gegen den Sauerstoff über den 
von b gegen den Sauerstoff zu erhöhen, und dieß läßt sich im All 
gemeinen durch Erwärmung bewirken. 
Ueberhaupt kann die Erwärmung je nach dem Maß der dabei 
in Betracht kommenden Umstände, bald günstig bald ungünstig für 
chemische Verbindungen wirken; günstig, indem sie die Cohäsion ver 
mindert, und vielleicht selbst in gewissen Fällen, worüber es noch 
an genügenden Erfahrungen fehlt, den elektrischen Gegensatz der 
Körper vermöge einer eigenthümlichen Wirkung erhöht; ungünstig, 
insofern sie die Theilchen über solche Weiten hinaus zu entfernen 
strebt, wo ihre Anziehungen oder ihr elektromotorisches Verhältniß 
auf einander noch wirksam seyn können. 
Es wird jedoch, um auf das Vorige zurückzukommen, nach den 
Grundsätzen der elektrochemischen Theorie, in Uebereinstimmung mit 
der Erfahrung, ein Oxyd auch dann von einem Körper b zersetzt 
werden können, wenn dessen Elektropositivität geringer ist, als die des 
Radicals a. Begreiflich nämlich werden zwei oder mehrere Theilchen 
des Körpers b, wenn sie auf das Sauerstofftheilchen des Oxyds aus 
gleicher Nähe wirken, als das eine Theilchen a des Radicals, dessen 
jedoch dieser ganze Gegenstand noch zu wenig erforscht ist, so habe ich in obiger, 
ohnehin nur das Allgemeinste betreffenden, Darstellung aus letzter» Umstand imAllg. 
nicht Rücksicht genommen, der in der Folge vielleicht wichtig werden kann. 
* Unter gewissen Umständen kann jedoch außer a auch noch b sich mit dem 
Sauerstoff verbinden, wenn die wechselseitige Abstoßung der gleichartig elektrischen 
Theilchen a und b ihre gemeinsame Anziehung zum Sauerstoff nicht überwiegt. 
Doch betrachtet man die so entstehenden Verbindungen nicht als ternär, sondern 
als binär, indem man den Sauerstoff darin zwischen a und b getheilt ansieht, 
was unstreitig sehr zulässig ist, da in der That bei allen zur Trennung einwir- 
kenden Kräften a und b respcctiv mit den ihren Anzichungsgraden zukommenden 
Verhältnissen von Sauerstoff aus der Verbindung ausgeschieden werden müssen.
	        
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