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Elektrochemische Theorie.
Anziehung überwiegen können, wenn gleich jedes Theilchen des Kör
pers b für sich eine schwächere Anziehung darauf äußert. Daher
finden wir wirklich, daß die chemischen Zersetzungen zum Theil von
der Masse des zu zersetzenden Körpers abhängen, wie besonders
Berthollet in seiner Statiqae chimique durch vielfache Versuche
erwiesen hat *♦ Uebrigens ist leicht einzusehen, daß Vermehrung
der Masse über eine gewisse Gränze hinaus die Wirkung nicht mehr
fördern kann, so daß, wo bis zu dieser Gränze noch keine Zersetzung
durch das Massenübergewicht erfolgen kann, sie auch bei weiterer
Massenvermehrung nicht erfolgen wird, da blos innerhalb gewisser
Gränzen der Nähe ein Theilchen auf das andere wirken kann, mit
hin, die Masse mag auch noch so groß seyn, blos die Theilchen
innerhalb eines gewissen Umkreises ihren Einfluß zur Zersetzung wer
den äußern können.
So wie wir von den elektrischen Verhältnissen einfacher Be
standtheile gegen einander sprechen können, eben so läßt sich das
elektrische Verhältniß zusammengesetzter Körper gegen einander be
trachten. Kommt ein Säuretheilchen mit einem Oxydtheilchen zusam
men, so wird zwar die Zusammenwirkung beider auf einander eigent
lich von dem elektromotorischen Verhältniß der einzelnen Bestandtheile
derselben zu einander abhängen, indeß können wir doch in Bezug auf
ihre Gesammtwirkungen auch statt dessen das Oxydtheilchen und das
Säuretheilchen jedes als ein Ganzes betrachen, und ihr elektromoto
risches Verhältniß in diesem Bezüge darstellen, was blos auf eine
Summation der positiven und negativen Wirkungen ihrer einzelnen
Bestandtheile herauskommt. Durch eine solche Summation der pos.
und neg. Wirkungen ergiebt sich leicht, daß ein Körper um so mehr
an Positivität oder an Negativität zunehmen müsse, je mehr er sich
selbst mit positiven oder negativen Theilchen verbindet, wenigstens wenn
wir dabei von den, wie es scheint allerdings in manchen Fällen in
Betracht kominenden, Veränderungen absehen, welche ein durch die
neue Verbindungsart bewirkter Aggregatzustand in das elektromoto
rische Verhältniß desselben zu andern Körpern bringen kann. In der
That haben wir daher auch gesehen, daß alle Körper durch Verbin
dung mit solchen, zu denen sie eine kräftige Verwandtschaft zeigen,
gegen die sie mithin einen kräftigen elektrischen Gegensatz äußern, in
ihrer Positivität oder Negativität erhöht werden, je nachdem diese
selbst positiver oder negativer sind, und daß blos die Körper, zwi
schen welchen eine schwache Verwandtschaft Statt findet, eine Aus
nahme hievon in Bezug zu einander machen; wie die Metalle, bei
* Um beitäufig eine in Bezug darauf stehende Thatsache anzuführen, so cu
klart sich daraus, warum schwcfelwasserstoffsaurc Salze durch kohlensaures Gas,
und unigckehrt kohlensaure durch schwcfclwasserstoffsaures Gas zersetzt werden kön
nen, wenn man die Gasart über das Salz in einem fortdauernden Strome (in
der Hitze) streichen läßt; deshalb nämlich, weil cs immer mit neuen Massen darauf
einwirkt.