Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

331 
Elektrochemische Theorie. 
Zn der That tritt blos ein beharrlicher Zustand des Gleichge 
wichts, aber keine continuirliche Strömung ein, wenn wir die Com 
bination zweier Metalle durch ein drittes schließen, welches mit jenen 
unter dem allgemeinen Gesetz der galvanischen Spannungsreihe be 
griffen ist, und dasselbe würde dann auch bei Schließung jener Com 
bination durch eine Flüssigkeit der Fall gewesen seyn müssen (vergl. 
S. 65 *)♦ 
Wollte man andrerseits eine elektromotorische Einwirkung der 
Flüssigkeiten auf feste Körper laugnen, so würde man überhaupt 
nicht nur die Möglichkeit einer Verknüpfung der chemischen Erschei 
nungen mit den elektrischen Kräften ausgeben, und somit die schön 
sten Beziehungen, die sich von hier aus für beide Gebiete entwickelt 
haben, verlieren müssen, sondern man würde auch in Widerspruch 
mit Erfahrungen kommen, die ich in einem spätern Capitel anführen 
werde, welche auf ganz di recte Weise darthun, daß wirklich auch 
in der Berührung flüssiger mit festen Körpern El. erregt werde. 
Dieser Widerspruch findet seine Ausgleichung in folgender An 
sicht, welche das Leitungsvermögen der Flüssigkeiten für den Strom 
in der Kette überhaupt nur als eine Function ihrer, durch das elek 
trische Verhältniß derselben bedingten, chemischen Wirksamkeit er 
scheinen läßt. 
Wir sehen, daß in allen Fällen, wo eine wirksame Strömung 
in der Kette Statt findet, zugleich eine Ueberführung der entgegen 
gesetzt elektrischen Bestandtheile der Flüssigkeiten nach den entgegen 
gesetzten metallischen Polen erfolgt, wozu das 29ste Cap. die viel 
fachsten Belege enthält, und daß, wo diese Ueberführung nicht Statt 
hat, die Flüssigkeit nicht anders, als wie ein Nichtleiter oder wie 
ein metallischer Leiter in die Kette tritt, d. h. blos einen beharr 
lichen Zustand des Gleichgewichts zur Folge hat, so, wenn concen- 
trirte Schwefelsäure oder reines Brom eine Kette schließt. Zn ihrem 
Ilebergange nach den entgegengesetzten Polen führen nun die Be 
standtheile der Flüssigkeit nothwendig die Elektricitäten mit sich, die 
ihnen vermöge ihrer wechselseitigen Berührung unter einander zukom- 
men; und da die positiven Bestandtheile nach dem negativen, die 
negativen Bestandtheile nach dem positiven Pole der Kette hinge 
führt werden, bringen sie solchergestalt ganz dieselbe Richtung der 
* Auf der andern Seite widerstreitet der Umstand, daß selbst die verschieden 
artigsten Flüssigkeiten, zur Schließung zweier Metalle gebraucht, die Richtung des 
Stroms stets so bestehen lassen, wie sie dem Verhältniß der Metalle zu einander 
entspricht, der Ansicht, daß die Flüssigkeiten nicht mit den Metallen unter dasselbe 
Gesetz der galvanischen Spannuugsrcihc gehörten, denn in diesem Falle müßten 
sie die Richtung der Strömung öfters durch ihr verschiedenes Verhältniß zu den 
Metallen der Kette umkehre», was aber nach Capitel 12 nicht der Fall ist, da 
alle scheinbaren Umkehrungen des Stroms durch Flüssigkeiten nur aus Verände 
rung der Metalle selbst beruhen, wo dann die Richtung des Stroms stets dem 
Verhältniß der veränderten Metalle zu einander entspricht, immer unabhängig vo» 
dem Verhältniß der Flüssigkeiten zu ihnen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.