Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Elektrochemische Theorie. 
Strömung hervor, die wir erhalten, wenn wir, bei vernachlässigter 
elektromotorischer Wirksamkeit der Flüssigkeiten, ein eigenthümliches 
Leitungsvermögen derselben für den Strom annehmen wollten, ver 
möge dessen sie die El. des positiven und negativen Pols nach entge 
gengesetzten Richtungen durch sich hindurchließen. Diese Ansicht macht 
sonach die Strömung der El. in der Kette blos von dem Uebergange 
der entgegengesetzt el. Bestandtheile der Flüssigkeit abhängig * ** . Dieser 
selbst aber kann sehr wohl mit einem elektromotorischen Verhältniß 
der Flüssigkeit zu den Metallen der Kette bestehen, denn es leuchtet 
ein, daß, in welches elektroinotorische Verhältniß auch die Flüssig 
keit ihrer Gesammtheit nach zu den Metallen treten mag, zwischen 
denen sie sich befindet, doch stets ihr positiver Bestandtheil eine stär 
kere, ihr negativer eine schwächere Anziehung (oder selbst eine Absto 
ßung) von dem negativen Pole erfahren wird, als von dem positiven 
Pole der Kette. Die weitere Ausführung hievon findet sich im 30. Cap. 
Es ist wohl zu bemerken, daß nach der hier aufgestellten An 
ficht die chemische Wirkung nicht von der Strömung der El., son 
dern vielmehr die Ströniung der El. von der chemischen Wirkung, 
d. i. der Anziehung, welche in Berührungsnähe befindliche entgegen 
gesetzt elektrische Theilchen auf einander ausüben, abhängig gemacht 
wird Wo diese Anziehung erfolglos ist, ist auch die Strömung 
verschwunden und es tritt blos der beharrliche Gleichgewichtszustand 
ein, wie er Gliedern, die unter demselben Gesetz der Spannungsreihe 
stehen, zukommt. 
Wenn wir nun gleich die hier aufgestellte Ansicht von dem Lei 
tungsvermögen der Flüssigkeiten für den Strom für die richtigere 
halten, als die erstere, welche mit der elektrochemischen Theorie und 
mchrern Thatsachen in Widerspruch seyn würde, so haben wir es des 
senungeachtet für zweckmäßig gehalten, erstere bei Betrachtung der 
jenigen Erscheinungen des Stroms zu Grunde zu legen, welche nicht 
seine chemische Wirksamkeit betreffen, da sie eine einfachere Vorstel 
lungsart, und für das Gebiet dieser Erscheinungen eben so ausrei 
chende und zulässige Verknüpfungsart derselben gewährt, und da 
es in der That nur aus die Kenntniß des wechselseitigen Verhält 
nisses beider Ansichten ankommt, um die Vorstellungsart nach der 
ersten Ansicht in eine Vorstellungsart nach der letzten überzutragen; 
nicht möglich aber würde es seyn, nach jener ersten Ansicht auch die 
chemischen Wirkungen und diejenigen Wirkungen der Kette, bei wel 
chen sich eine elektromotorische Wirksamkeit der Flüssigkeiten deutlich 
* Hjemit ist nicht gesagt, daß die Flüssigkeiten nicht unabhängig hievon El. 
zu leiten vermöchten, auf analoge Art als die Metalle. Das Ganze kommt dar 
aus hinaus, daß die Leitung der Strömung in der Kette die Function eines 
andern Umstandes ist, als die Leitung der clcktroskopischcn El. 
** Hiedurch erklärt sich sehr wohl der Umstand, daß das Leituiigsvcrmögen 
in Flüssigkeiten für den Strom so sehr von ihrem Verhältniß gegen die Metalle 
abhängt.
	        
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