Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

376 Theorie der galvanischen Zersetzungen. 
gleichartig und gleich stark mit dem Metalle, an welchem sie anliegt, 
laden, und in diesem Zustande erhalten, in sofern sie keine entge 
gengesetzte El. zur Neutralisation, oder keine Ableitung zur Entzie 
hung ihrer erlangten El. findet. Es wird also auf diese Weise kein 
größerer elektrischer Gegensatz zwischen den Metallen und der Flüs 
sigkeit oder ihren Bestandtheilen bleiben können, als ihnen an sich 
schon zukommt. 
Ganz dieselben Grundsätze finden auch auf die Säule ihre An 
wendung. 
Man muß jedoch hiebei in Obacht ziehen, daß in der Wirk 
lichkeit eine vollkommene Zsolirung beider Pole einer Säule von ein 
ander gar nicht zu erlangen ist, da theils die Luftfeuchtigkeit, theils 
selbst die am besten isolirenden Träger, den früher angeführten Ver 
suchen zufolge, eine langsame Vereinigung der Elektricitäten durch 
sich hindurch gestatten müssen, so daß allerdings ein langsames Fort 
schreiten chemischer Veränderungen auch in der ungeschlossenen Säule 
zu erwarten seyn wird. 
Die Erfahrung bestätigt diese Folgerungen der Theorie, indem 
sie in der ungeschlossenen Säule allerdings ein langsames Fortschreiten 
chemischer Veränderungen, welches aber doch in keinen Vergleich zu 
stellen ist mit dem in der geschlossenen erfolgenden, zu erkennen giebt 
Ich bemerke, daß die hier aufgestellte Theorie der Zersetzungen 
durch die Volta'sche Säule hinsichtlich des dabei Statt findenden 
Austausches der Molecule ganz diejenige ist, die Grotthuß zuerst 
aufgestellt hat, und die man nach ihm am meisten befolgt hat. Blos 
ist sie mit der, im 27ften Capitel entwickelten, Grundansicht der Elek 
trochemie, nach welcher die Bestandtheile zusammengesetzter Körper 
sich schon von selbst in entgegengesetzt elektrischen Zuständen be 
finden, in Beziehung gesetzt worden. 
Es scheint mir nicht überflüssig, hier die Theorie von Grott 
huß mit seinen eigenen Worten, wie sie sich in s. phys. chem. For 
schungen (S. 133) findet, wiederzugeben. 
„Denken wir uns einen Wasserfaden, der aus drei integriren- 
den Theilchen besteht, deren jedes zusammengesetzt sey aus Sauer 
stoff, durch o bezeichnet, und aus Wasserstoff, durch h bezeichnet, 
und merken wir wohl, daß, was man von diesem Faden behaupten 
wird, auch auf alle andere Flüssigkeiten angewendet werden kann." 
„In dem Augenblicke, da man einen Strom galvanischer El» 
hineinleitet, wird die polarische Anordnung der Elementar- 
theilchen dieses Wassers rege, so daß sie gleichsam das Comple- 
ment des galvanisch wirksamen Bogens werden, indem sie letzteren 
zum Cirkel schließen. Da der Sauerstoff durch den Zinkpol an 
gezogen wird und der Wasserstoff durch den Kupferpol, so muß man 
natürlich schließen, daß jeder dieser beiden Stoffe im Augenblicke 
Vergl. Biet in Gilb. X. 3.
	        
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