378 Theorie der galvanischen Zersetzungen.
liegen, da wir noch nicht einmal genau anzugeben wissen, was denn
eigentlich den Zustand chemischer Verbindung ausmache. Wird aber
die Zersetzung eines Products einmal als geschehen angenommen, so
reicht dann die ungleiche Vertheilung der beiden Elektricitäten in dem
leitenden Mittel, wie wir sie anzunehmen genöthigt waren, vollkom
men zur Erklärung der Erscheinung des Ueberführens hin. Dies zu
zeigen, wollen wir von der Thatsache der Beobachtung ausgehen,
daß ein solches Fortführen der Stoffe Statt hat, und z. B. ein
Theilchen einer Saure betrachten, das auf seinem Wege zum positiven
Pol begriffen ist. Um nun dahin durch die es umgebende Flüssig
keit geführt werden zu können, muß ihm in dem Augenblick, wo
es sich aus seiner chemischen Verbindung trennte, eine Ladung der
Art verliehen werden, die seinen Gang denl gemäß bestimmt und
regulirt. Hiezu reicht hin, daß diese Ladung negativ sey, und starker
als die der nicht zersetzten flüssigen Theilchen, welche den negativen
Leitungsdraht umgeben; denn dann wird das Sauretheilchen von
dem, dem negativen Pol zunächst befindlichen- Theil der flüssigen
Masse abgestoßen, und von dem, zur Seite des positiven befindli
chen, angezogen werden. Wenn es also seinen Ueberschuß von El.
nicht unmittelbar durch Mittheilung verliert, was bei der ausneh
menden Schwäche dieses Ueberschusses sehr möglich ist, so muß es,
da der flüssige Zustand des Mittels, den es selbst theilt, seinen Be
wegungen in demselben vollkommene Freiheit läßt, den fortschreiten
den Kräften, durch die es sollicilirt wird, folgen; und indem es
immer auf der Richtung fortgeht, nach der es durch die Gesammt
heit dieser Kräfte getrieben wird, endlich am positiven Draht anlan
gen, wo es die negative El., die es besitzt, abgiebt, um sich mit
dem Grade positiver El. zu laden, welcher den, in diesem Theile der
flüssigen Masse gelegenen, Theilchen zukommt."
Wie man sieht, macht Biot die überführende Wirkung der
Volta'schen Säule von der elektroskopischen El. derselben abhängig.
Allein schon der Umstand, daß diese El. durch alle Umstände ver
ringert wird, welche die Stärke des Stroms und die Wasserzer
setzung befördern, würde die Unabhängigkeit hievon anzeigen; noch
bestimmter aber geschieht dieses durch mehrere Wahrnehmungen
Ermans, von denen im 32sten Capitel die Rede seyn wird.
Neuerdings hat auch de la Rive* eine Theorie der Wasser
zersetzung ausgestellt, die wir glauben übergehen zu können.
Ami. <le Cli. et de Phys. XXVIII. 201.