Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

390 Elektrochemische Figuren von Nobili. 
Es läßt sich in dieser Hinsicht kein allgemeines Gesetz aufstellen : 
bald ist die eine, bald die andere Figur die deutlichere oder es fehlt 
eine oder beide. Was jedoch besondere Bemerkung verdient, ist, 
daß in dem Fall, wo nur eine der Figuren sich ausbildet, diese eben 
so beschränkt erscheint, als ob ihr die andre zur Seite stände, wel 
ches anzudeuten scheint, daß eine wirkliche, aber nur nicht sichtbare, 
Modification des Metalls neben ihr allerdings Statt finde. 
Die von Priestley zuerst wahrgenommenen Figuren, die wir 
schon Th. II. S. 311 Anm. erwähnt haben, scheinen, wiewohl in 
dem äußern Ansehen einige Analogie mit den vorigen zeigend, doch 
ihrer Entstehungsart nach zu verschieden davon zu seyn, um mit 
ihnen zu einer Klasse zu gehören« Ueber ihre nähere Kenntniß ver 
weisen wir auf die S. 385 angeführte Literatur. 
Schließlich will ich noch bemerken, daß man nach meinen Er 
fahrungen sehr nette Figuren, welche alle Kennzeichen der Nobili'schen 
tragen, schon mittelst der einfachen Kette auf folgende Art hervor 
rufen kann. Man legt ein Silber- oder Platinblech in essigsaure 
Kupferauflösung oder Kupfervitriollösung, und berührt es mit einer 
Zinkspitze: sofort bilden sich um diese Spitze concentrische, abwech 
selnd helle und dunkle Ringe auf dem Blech. Was diese Erschei 
nung besonders interessant macht, ist, daß wenn man das Blech 
nur ein paar Secunden mit der Zinkspitze berührt hat und letztere 
dann zurückzieht, die Entwickelung der Erscheinung dann noch wei 
ter fortschreitet, indem die Ringe, namentlich die innern, sehr inten 
sive Farbenabstufungen durchlaufen, zuletzt aber bei mehrern Abwech 
selungen von Blau und Rostgelb stehen bleiben. Etwas anders ge 
artete Ringe kann man erhalten, wenn man die Zinkspitze dem Sil 
ber- oder Platinblech auf eine kleine Weite innerhalb der Flüssigkeit 
gegenüber hält ohne es damit zu berühren, und sie zugleich mittelst 
eines Drahts mit einem, außerhalb der Flüssigkeit hervorragenden, 
Theile des Blechs in Verbindung bringt. Bringt man das Blech mit 
den Figuren in salzsaures Wasser, so werden die farbigen Ringe 
sofort kupferroch, dann weiß, und verschwinden bald gänzlich. 
Letztem Versuch kann man gewissermaßen mit ersterm zugleich 
verbinden, wenn man der Kupserauflösung etwas Säure beimischt. 
In diesem Falle erhalten sich die farbigen Ringe nur so lange auf 
dem Blech, als die Zinkspitze darauf wirkt. Entfernt man sie, so 
äußert die Säure sofort ihren Angriff auf die Ringe und sie ver 
schwinden von außen herein, nach der Mitte zu; — ein bemerkens- 
werthes Beispiel eines chemischen Products, das nur unter dem 
Einfluß der Kette zu bestehen vermag 
* Auch wenn man Silber oder Platin in Salmiacklösung, die durch langes 
Verweilen von Kupfer darin, viel Kupfer anfgcuoinincn hat, mit Zink berührt, 
übcrkupscrt sich schnell das edle Metall, im Umkreis der Ziukspißc einen dunkeln 
Hof bildend; nach Entfernung der Zinkspiße verschwindet die Ueberkupferung vo» 
selbst wieder.
	        
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