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Metallfällungen.
Immer neu sich erzeugender Bleibaum. — Fischer* **
hat die Beobachtung gemacht, daß die Ausscheidung des Bleies durch
ein, in einer verschlossenen Flasche die Oberfläche der essigs. oder sal-
peters. Bleiauflösung berührendes, zugespitztes Zinkstäbchen selbst nach
Jahr und Tag nicht aufhört, so daß die gebildeten Bleidendriten,
sobald sie durch ihre Schwere vom Zinkstab abfallen, durch neue
ersetzt werden, die zwar immer feiner und seiner werden, aber nur
bis zu einem gewissen Grade, der sich dann gleich bleibt.
Dieses Resultat ist insofern sonderbar, als man erwarten sollte,
daß, wenn nach und nach alles Blei aus der Auflösung von Zink
gefällt worden, kein neues Blei sich mehr ansetzen könnte, mithin
die Erscheinung jener beständigen Wiedererzeugung ihr Ende haben
müßte.
Die Erklärung dieser scheinbaren Anomalie ergiebt sich jedoch
aus der Beobachtung Fischer's, daß eine Auflösung von salpeters.
Zink, die gegen Zink selbst durchaus keine auflösende Wirkung mehr
äußert, über Bleispäne gegossen, schon binnen 24 Stunden so viel
davon aufzulösen vermag, ohne alle Ausscheidung von Zink, daß es
sowohl durch Schwefelwasserstoff, als schwefelst Salze erkannt wer
den kann, ein Umstand, der wahrscheinlich auf der Bildung basischer
Salze beruht.
Hienach ist die Erklärung jener ununterbrochenen Reduction des
Bleies ganz einfach die: das reducirte und zu Boden gefallene Blei
wird in geringer Menge von der essigs. oder salpeters. Zinkauflösung
aufgelöst und aus dieser Bleiauflösung, sobald sie in Berührung mit
dem, in dein obern Theile der Flüssigkeit befindlichen, Zink tritt,
das Blei wieder hergestellt. Dieses Wechselspiel von Auflösen und
Reduciren des Bleies könnte diesem zufolge ununterbrochen fortdauern,
wenn ihm nicht theils durch das Verhältniß des Wassers zu der im-
mer zunehmenden Menge Zinksalz —• hinsichtlich der Auflöslichkeit
desselben — theils auch dadurch eine Gränze gesetzt würde, das; die
Zinkspitze sich immer mehr oxydirt •— was die im Wasser enthaltene
Lust an und für sich bewirkt ■— und folglich die gebildete Bleiauf
lösung nach längerer Zeit nicht mit metallischem Zink in Berührung
kommt
* Pogg. IV. 266.
** Fischer hat übrigens beobachtet, daß das angegebene Verhalten nicht
blos auf das eine oder andere Zinksalz und das Blei eingeschränkt sey, sondern cs
scheint nach seinen Versuchen überhaupt ein allgemeines der Mctallsalzauflösungcn
zu seyn, wenn sic lange in Berührung mit einem Metall bleiben, welches mehr
clcktroncgativ, als das anfgelöste ist. Namentlich fand er, daß mit Zink voll
kommen gesättigtes salz saures Zink ebenfalls Blei auflöst; daß eben so Kupfer
aufgelöst wird, wenn cs als Feile einige Stni:dcn mit dem salzs. Zink oder salzs.
Zinn oder essigs. Blei in Berührung bleibt, und endlich wurde auch Silber von
salpeters. Kupfcraustösung, die mit Kupfer vollkommen gesättigt war, in sehr
geringer Menge aufgelöst, wenn cs mehrere Wochen laug als seines Pulver init
dieser Salzaustösung übergössen stehen blieb.